In diesem Artikel möchte ich euch bitten aufzuhören ein Drama um die Kinder zu erschaffen. Damit möchte ich gezielt die Mütter ansprechen, die sich das Leben selbst schwer machen indem sie zu viel nachdenken und immerzu perfekt sein wollen. Bist du so eine Mutter? Dann lies gerne weiter.

 

Mutter sein ist nicht leicht

Schon während unserer Kindheit entwickeln wir Vorstellungen davon wie wir als Mutter sein wollen. Es gibt Momente, in denen wir böse auf unsere Eltern sind und sagen: „so werde ich niemals werden!“. Es gibt aber auch Momente und Erinnerungen, die wir mit unseren eigenen Kindern weiterleben möchten. Wir wollen eine gute Mutter sein und das Beste für unsere Kinder. Niemand bekommt Kinder um ihnen zu schaden oder es zu vermasseln. Aber genau davor haben wir so große Angst.

 

Wir haben Angst als Mutter zu versagen

Mit der Geburt eines Kinder wachsen Ängste in uns, die uns vorher nie so bewusst waren. Dies fängt oft schon bei der Geburt an. War die Geburt traumatisch für Mutter und Kind? Hat man dem Kind so seinen Start ins Leben erschwert? Konnte man nach der Geburt nicht direkt für sein Kind da sein und gefährdet somit das Urvertrauen? Das schlechte Gewissen wächst und man versucht seine Aufgabe daraufhin doppelt gut zu machen. Klappt das Stillen nicht sofort oder muss man vielleicht sogar recht früh auf Flaschennahrung umsteigen? Schadet man seinem Kind damit und muss sich schuldig fühlen wenn es häufiger krank wird? Hat das Kind Koliken und weint viel sucht man die Schuld ebenso bei sich und macht sich oft große Vorwürfe. Wir wollen das Beste für unser Kind und mit jeder Erfahrung, die auf den ersten Blick oder den Druck der Gesellschaft negativ erscheint, werden wir ein Stück weit unsicherer.

 

Du musst nicht perfekt sein

Mutter sein kann man nicht lernen. In die Rolle als Mutter wächst man hinein. Ebenso wie Kinder in ihr Leben und die ausgewählte Familie hineinwachsen müssen. Ein Baby kommt nicht zu Welt und wirft gleich mit Vorwürfen um sich. Es ist einfach da. Es braucht Liebe, Geborgenheit und Nahrung. Das ganze Drumherum interessiert es nicht. Wenn es weint, weint es nicht weil es seiner Mama Vorwürfe machen möchte sondern weil es direkt auf ein Bedürfnis reagiert und dies nur durch Weinen ausdrücken kann. Ein Baby ist pure Liebe und so sind es auch Kinder. Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos. Kinder verzeihen Fehler. Sie wissen oftmals nicht einmal, dass wir Fehler machen. Wir Eltern kategorisieren und stufen unser Handeln in „gut“ oder „schlecht“ ein. Die Frage ist nun: Wer legt fest was gut und was schlecht ist?

 

Wie die Gesellschaft uns formt

Der Überfluss an Erziehungsratgebern, Blogs und den sozialen Medien über die wir erfahren, was in Sachen Kindererziehung richtig und falsch ist, ist Fluch und Segen zugleich. Versteht das bitte nicht falsch! Ich schätze es sehr wenn man sich beliest und Informationen einholt. In meinem Regal stehen Bücher von Jesper Juul, William Sears, Harvey Karp, Nora Imlau und vielen mehr! Ich schaue gerne über den Tellerrand und mag es mir Wissen anzueignen. Ich liebe es mich selbst zu reflektieren und finde die Ansätze von Unerzogen und Attachment Parenting wundervoll. Ebenso schätze ich den Austausch unter Müttern sehr, der heutzutage über Facebook und Instagram so wunderbar einfach ist. Was ich allerdings kritisch sehe ist, dass wir dazu neigen Erziehung zur Kopf- und nicht mehr zur Herzenssache zu machen. Deswegen bin ich auch dagegen mich einem Erziehungsstil komplett anzuschließen. Wissen ist wichtig, denn nur so können wir das was wir tun hinterfragen und ebenso können wir unseren Kindern so viele Fehler unsererseits ersparen. Aber darauf möchte ich in diesem Artikel nicht hinaus (mehr dazu in meinem Artikel „Warum ich nicht mehr über Erziehung schreiben möchte„).

 

Hört auf ein Drama um die Kinder zu erschaffen

Durch den Druck alles richtig machen zu wollen erschaffen wir uns unser eigenes Drama um unsere Kinder. Wir versteifen uns auf irgendwelche Erziehungsstile, vergleichen uns mit Supermoms (zumindest mit den öffentlichen Gesichtern die diese haben) und bleiben am Ende völlig verunsichert und mit Selbstvorwürfen zurück. Diese Verunsicherung merken am Ende vor allem unsere Kinder und das ist weit schlimmer als etwaige „Fehler“, die wir eventuell machen. Kinder brauchen starke Eltern. Eltern, die sich selbst und das Leben lieben und diese Liebe an ihre Kinder weitergeben. Eltern, die auch mal Fehler machen aber dabei immer authentisch sind. Es ist egal ob du heute konsequent warst und morgen dein Kind morgen doch ein Eis bekommt. Denn wer legt denn fest, dass du damit einen Fehler machst? Es ist auch nicht schlimm wenn du heute so gestresst und müde warst, dass du deinem Kind gegenüber laut wurdest. Solange du das nicht regelmäßig tust, dich bei ihm entschuldigst und erklärst warum du laut wurdest, bist du deswegen keine Rabenmutter. (solltest du merken, dass du öfters laut wirst dann hinterfrage bitte warum und kümmere dich dann bitte mehr um dich selbst. Nur eine glückliche Mutter ist eine guter Mutter!). Du bist auch keine schlechte Mutter wenn du keine Vollzeitmama sein willst oder nicht so gerne den ganzen Tag mit deinen Kindern spielst (hierzu ein schöner Artikel bei 2kindchaos).

 

Für die Kinder zählt das Gefühl

Gerne möchte ich als Zitatefan hier eines meiner Lieblingszitate mit euch teilen.

 

“At the end of the day people won’t remember what you said or did, they will remember how you made them feel.”

― Maya Angelou

 

Am Ende des Tages werden sich die Menschen nicht an deine Worte erinnern sondern daran, welches Gefühl du in Ihnen ausgelöst hast. Ich liebe dieses Zitat noch mehr seitdem ich Mama bin, denn es sagt alles was ich mit diesem Artikel ausdrücken möchte. Kinder werden sich nicht an jeden einzelnen Tag ihres Lebens erinnern, sondern an besondere Momente, einschneidende Erlebnisse und vor allem an das Gefühl, welches ihnen ihre Eltern gegeben haben. Am Ende zählt die Liebe. In meinem Artikel zum Thema Bettgeflüster erzähle ich deshalb auch warum es so wichtig ist den Tag mit seinen Kindern positiv abzuschließen. Egal wie der Tag war, egal wie viel „schief“ lief oder wie viele „Fehler“ ich gemacht habe, wenn ich meine Tochter ins Bett bringe schließen wir den Tag friedlich und voller Liebe ab. Denn das ist es was wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Gnädig mit uns selbst sein und zu lieben.

 

Drama um Erziehung

Die Massai haben nicht viel und sind trotzdem sehr glücklich

Warum mich die Massai wach gerüttelt haben

Eines Tages nahm ich eine alte Zeitschrift zur Hand. Darin war die Geschichte einer Massai Familie aus Tansania. Der Vater arbeitet in einem Camp fernab von seiner Familie und bekommt einmal im Monat für fünf Tage frei, an denen er zu seiner Frau und den fünf gemeinsamen Kindern zurückkehrt. Die Familie ist sehr modern, denn die älteren Kinder dürfen in eine Schule gehen während die Mutter und die jüngeren Kinder die Ziegen hüten und sich um die Grundversorgung kümmern. Spielzeug gibt es nicht aber die Kinder haben eine prächtige Phantasie und entwickeln spannende Rollenspiele. Ansonsten basteln sie sich ihr Spielzeug aus Lehm, Stöcken und Steinen. Alle Kinder übernehmen wichtige Aufgaben im Dorf. Ziegen melken, Wäsche waschen, Feuerholz sammeln oder kochen. Urlaub kennen die Massai nicht. Warum man das Dorf verlassen und reisen sollte können sie nicht verstehen, denn sie empfinden es schon als traurig wenn Papa aufgrund der Arbeit und die Geschwister wegen der Schule nicht da sind. All das empfinden sie nicht als Einschränkung sondern es gehört zu ihrem Alltag. Sie wissen von den Vorzügen der westlichen Welt (sie besitzen zum Beispiel ein Handy und telefonieren damit jeden Abend mit Papa) aber sie begehren das Leben der anderen nicht. Sie sind glücklich mit dem was sie haben. Die Eltern machen sich keinerlei Gedanken darüber ob es schlecht ist, dass die Kinder Arbeiten übernehmen müssen oder kein Spielzeug haben. Sie möchten das Beste für ihre Kinder und lehren Ihnen all die Dinge, die sie bereits von ihren Eltern gelehrt bekommen haben. Sie dürfen zur Schule gehen und wenn sie das Dorf verlassen möchten, stehen ihnen alle Türen offen. Ihre Kinder sind im Herzen frei – aber geliebt.

 

Geht es uns zu gut?

Das habe ich im ersten Moment gedacht. Ist es der Luxus der westlichen Welt, dass wir uns über jede noch so kleine Kleinigkeit Gedanken machen? Das wir perfekte Eltern sein wollen und uns dazu an anderen orientieren? Ich möchte den Luxus unserer Welt nicht schlecht reden. Im Gegenteil. Uns geht es sehr und und wir haben so viele Möglichkeiten, dass wir manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Leider neigen wir dazu uns oft zu beschweren und die Sache mit dem Leben komplizierter zu machen als sie ist. Und das betrifft auch unsere Kinder. Ich möchte euch hier nicht meine Gedanken aufdrücken. Ich möchte, dass ihr eure eigenen Schlüsse aus der oben erwähnten Geschichte zieht und aufhört ein Drama um eure Kinder zu erschaffen.

 

Drama um Erziehung

 

 


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