Ab wann muss mein Kind trocken sein? Diese Frage habe ich mir das erste Mal gestellt als meine Tochter ungefähr ein Jahr alt war und ich gehört habe, dass andere Mütter ihren Kindern bereits ein Töpfchen gekauft haben. Damals fand ich das etwas befremdlich, denn ich war eine „klassische“ Wickelmama, deren Tochter von Geburt an Windeln trug. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt weder mit Windelfrei, Abhalten oder Trocken werden beschäftigt und ging auf Informationssuche.

Zuerst soll noch gesagt sein, dass sich dieser Artikel eher an Mütter wendet, die ihren Babys von Geburt an normale Windeln angezogen haben und sich nun fragen, ab wann ihr Kind trocken sein sollte. Es gibt auch Eltern, die sich von Geburt an gegen Windeln und für das Abhalten („Windelfrei“) entscheiden. Da ich mit dieser Methode aber keinerlei Erfahrung habe, dient mein Artikel lediglich zur allgemeinen Information zum Thema „ab wann muss ein Kind trocken sein“ und nicht zur ganzheitlichen Aufklärung oder Differenzierung zwischen Windeln und Windelfrei. 

 

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Ab wann muss ein Kind trocken sein?

Ich sehe immer häufiger Bilder auf Instagram oder Facebook, in denen Mütter schon Kinder unter einem Jahr auf ein Töpfchen setzen. Um ehrlich zu sein hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ernsthaft darüber nachgedacht ab wann meine Tochter trocken werden sollte. Da mich dieses Thema aber sehr interessiert und ich mich nicht einfach „gedankenlos“ einem Gruppenzwang anschließen wollte, suchte ich nach Informationen zum Thema „ab wann muss ein Kind trocken sein?“.

Keine Kontrolle über das Wasserlassen

Zuerst stieß ich auf die Information, dass Babys und Kleinkinder in den ersten Monaten ihres Lebens keine Kontrolle über das Wasserlassen haben. Hierzu muss erst einmal der Blasenmuskel ausreichend entwickelt sein. Neben dem Halten des Urins muss ein Kind ebenso erst einmal lernen, die Signale des eigenen Körpers zu deuten. Es muss merken, dass es auf die Toilette muss. Gegensätzlich dieser Information gibt es im Internet auch Artikel von Bloggern, sie anhand verschiedener Studien der Meinung sind, dass Babys in den ersten drei Lebensmonaten sehr wohl Kontrolle über ihre Ausscheidungen hätten, dies aber aufgrund von Windeln verlernen. Da ich meine Tochter von Geburt an gewickelt habe und es hier um unsere persönliche Geschichte geht, möchte ich auf das Thema Windelfrei nur kurz am Ende des Artikels eingehen.

Kinder sind unterschiedlich

Wenn man Kindern von Geburt an Windeln anzieht gewöhnen sie sich daran, ihre Ausscheidungen einfach „laufen“ zu lassen. Zwar erkennen Eltern an gewissen Anzeichen oft, dass ihre Kinder gerade in die Windel machen, oft wird dies von vielen aber auch einfach übersehen. Ist man aber aufmerksam, erkennt man vor allem beim „großen Geschäft“, dass die Kinder oft ganz still werden oder gar Pressgeräusche machen. Meine große Tochter tat dies intensiv und wurde sogar oft ganz rot dabei, meine zweite Tochter verrichtet ihr großes Geschäft allerdings eher „still & heimlich“ und ich bin dann oft überrascht wenn ich die volle Windel sehe (oder rieche). So sehe ich an meinen eigenen Kindern schon, dass es von Kind zu Kind unterschiedlich ist und, dass es auf das Thema „trocken werden“ tatsächlich keine Pauchalantwort gibt.

Wann ist mein Kind bereit trocken zu werden?

Am besten zu diesem Thema hat mir folgende Aussage eines Kita-Angestellten gefallen: „Trocken werden ist wie Laufen werden. Wenn das Kind bereit ist, ist es bereit und es klappt innerhalb weniger Tage. Manche Kinder laufen früh, andere spät. Erzwingen kann man in der Regel nichts. Zumindest nicht was die körperlichen Voraussetzungen betrifft.“

Wenn man merkt, dass das Kind den Eltern oder Geschwistern beim Toilettengang interessiert zusieht und die eigenen Stuhlgänge signalisiert, kann man den Kauf einen Töpfchens in Erwägung ziehen. Hilfreich ist es natürlich auch wenn das Kind bereits selbstständig seine Hosen öffnen und diese herunterziehen kann.

Der Kinderarzt Dr. Helmut Niederhoff erklärte einmal gegenüber dem Familienportal „familie.de“, dass das Alter, in dem Kinder beim Wasserlassen die vollständige Kontrolle erreichen, eine beträchtliche Spannbreite hat. Die meisten Kinder lernen das Trockenwerden wohl zwischen ihrem 3. und 5. Lebensjahr. Abweichungen von dieser Regelzeit sind allerdings nach unten und oben hin normal und nicht besorgniserregend.

trocken sein

Egal ob normale oder Stoffwindeln. Die meisten Kinder werden von ihren Eltern mehrmals täglich gewickelt (Bildquelle: pixabay.com)

 

Schritt für Schritt „bewusst“ trocken werden

Als ich zum Thema Trocken werden recherchierte las ich, dass sich als Einstieg zum Trocken werden erst einmal das große Geschäft eignen würde. Dies wird in der Regel nur 1-2 Mal täglich erledigt und oftmals sogar zur selben Zeit. Kinder signalisieren ihr großes Geschäft oft indem sie Pressgeräusche von sich geben. Dies ist der richtige Moment das Kind auf das Töpfchen zu setzen. Ein Kind einfach zu einer bestimmten Zeit auf den Topf zu setzen und zu warten bis etwas kommt, ist nicht sinnvoll. Auf den Topf sollte es nur in dem Moment gesetzt werden, in dem es alle Anzeichen für einen Toilettengang zeigt. In unseren Fall klappte das kleine Geschäft zuerst, was auch hier wieder zeigt: es gibt keine Regel!

Töpfchenspaß, kein Töpfchentraining

Trocken werden soll Spaß machen und mit Erfolgserlebnissen verknüpft werden. Daher ist es wirklich wichtig, dass die Eltern entspannt bleiben und ihr Kind nicht voreilig zu etwas drängen. Lob und die Verknüpfung mit einem freudigen Erlebnis sind auch hier der Schlüssel zum Erfolg (Eltern die nicht manipulativ loben wollen, loben in diesem Fall vielleicht nicht sondern freuen sich sichtlich mit ihrem Kind).  Hat das Kind einmal den Ablauf und Sinn der Töpfchengangs verstanden wird es Freude daran entwickeln seinen Harndrang anzuzeigen und selbstständig sein Geschäft zu erledigen. Hilfreich sind in dieser Zeit Klamotten, die das Kind leicht von alleine ausziehen kann. Ebenfalls sollte dem Kind von Anfang an spielerisch gezeigt werden, dass es wichtig ist, sich nach dem Toilettengang gut abzuputzen und die Hände zu waschen.

Kommunikation ist wichtig

Kinder sollten im Zuge des „Trockenwerdens“ ebenso lernen, über diesen Vorgang zu kommunizieren. Wörter wie „Pipi“ oder „Klo“ können dem Kind dabei helfen sich richtig mitzuteilen und „Missgeschicke“ zu vermeiden. Tapselt das Kind unruhig auf der Stelle oder fasst sich an die Windel sollte man als Elternteil immer zuerst nachfragen ob das Kind denn auf die Toilette müsse anstatt es einfach auszuziehen und auf diese zu setzen. Nur wenn ein Kind lernt sich auch über Worte mitzuteilen, kann es später im Kindergarten oder anderswo verständlich machen was es möchte.

Nachts werden Windeln oft noch länger gebraucht

Auch Kinder, die tagsüber schon gut ohne Windel klar kommen, brauchen nachts häufig noch eine ganze Weile Windeln. Dies liegt daran, dass das Gehirn unserer Kinder auch hier erst lernen muss wach zu werden wenn die Blase drückt. Um nachts trocken zu sein, muss die Hirnanhangsdrüse ein Botenstoff, das sogenannte antidiuretische Hormon (ADH), in die Blutbahn abgegeben. Dieses Hormon sorgt dafür, dass nachts weniger Urin gebildet wird. Dies ist ein Prozess, der ganz von alleine und ohne Druck von außen, stattfindet.

Erst wenn Eltern merken, dass die Nachtwindel über einen längeren Zeitraum hinweg ebenfalls trocken ist, kann diese weggelassen werden. In unserem Fall dauerte dies circa 6 Wochen nachdem meine Tochter tagsüber bereits trocken war.

Kleine Missgeschicke passieren

Es kann immer wieder vorkommen, dass Kinder beim konzentrierten Spielen oder wenn sie lachen müssen, in die Hose machen. Auch nachts kann es immer mal wieder zum Bettnässen kommen. Über 10% der Siebenjährigen haben nachts noch ab und zu einen kleinen Unfall. Dies ist völlig normal und sollte von Eltern auf keinen Fall negativ kommentiert werden. Oftmals erschrecken sich die Kinder von selbst genug und hier braucht es tröstende Worte anstatt irgendwelchen Vorwürfen.

Auf das eigene Gefühl hören

Zu guter Letzt möchte ich sagen, dass jeder auf sein eigenes Gefühl hören sollte. Wer seinem Kind schon unter einem Jahr ein Töpfchen kauft und es gerne „zum Spaß“ darauf setzen möchte, der kann das gerne tun (ist ja schließlich nicht schlecht wenn das Kind schon einmal ein wenig mit dem Topf vertraut ist und weiß wie man sich drauf setzt). Auf meiner Recherche habe ich in einem Forum tatsächlich davon gelesen, dass eine Mutter ihr Kind schon mit 6 Monaten auf einen Topf gesetzt hat und dieses dann mit einem Jahr trocken war. Ich möchte nicht an der Wahrheit dieser Aussage zweifeln, denn wie schon so oft gesagt sind all unsere Kinder unterschiedlich. Dennoch frage ich mich ob das denn wirklich sein „muss“?

Ich persönlich finde, dass es ein guter Anhaltspunkt ist, dass das Kind kommunizieren und sich seine Hose vielleicht schon selbst ausziehen kann. Dann also, wenn das Kind etwas selbstständiger ist. Auf einer Seite mit den Entwicklungssprüngen von Kindern habe ich übrigens gelesen, dass Kinder ab ca. 18 Monaten anfangen zu signalisieren, dass sie fürs Trocken werden „bereit“ sind (die Zeitspanne wird hier aber von 18 Monaten und 3 Jahren angegeben). Bei meiner eigenen Tochter fing das Signalisieren der „Geschäfte“ zwar mit 18 Monaten an, trocken war sie aber dann knapp ein Jahr später.

Trocken werden mit 2,5 Jahren

Bei uns passierte das Trocken werden tatsächlich eher zufällig. Da es bei uns diesen Sommer recht heiß war ließen wir unsere große Tochter öfter nackt herumlaufen (auch wenn wir am Strand sind hat sie keine Schwimmwindel, sondern lediglich ein Badehöschen an). Anfangs hielt sie ihre Geschäfte wohl immer bis zu dem Moment zurück, an dem sie wieder eine Windel anhatte. Dann war es wohl einmal so dringend, dass sie plötzlich wie aus dem Nichts „Mama, Pipi!“ sagte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mal ein Töpfchen, sondern hob sie auf unsere Toilette. Ich bestellte daraufhin ein Töpfchen und es dauerte circa eine Woche bis sie beide Geschäfte ins Töpfchen machte. Ich war allerdings schnell davon genervt den Topf immer auszulehren und bestellte eine Toilettenleiter. Dies kann ich jedem, der zwei Toiletten Zuhause hat nur empfehlen! So haben wir seither eine Erwachsenen- und eine Kindertoilette!

Kein Durchschlafen mehr weil das Kind trocken ist

Circa 6 Wochen nachdem meine Tochter tagsüber trocken war stellten wir fest, dass sie plötzlich immer schlechter schlief. Sie wurde nachts bis zu 3 Mal wach und wimmerte. Wir fragten uns warum sie plötzlich wieder so häufig wach wurde und eines abends bekamen wir die Antwort. Sie merkte nun auch nachts, dass sie auf die Toilette musste! Seither begleiten wir sie 1-4 Mal pro Nacht auf die Toilette.

Update (4 Jahre und 2 weitere Kinder später)

Mittlerweile habe ich drei Kinder. Die Große ist 5 Jahre alt und geht nachts entweder gar nicht oder selbstständig 1x zur Toilette. Meine 3-Jährige Tochter wurde tatsächlich auch im Sommer trocken als sie 2,5 Jahre alt war und seitdem sie knapp 3 Jahre alt ist nutzen wir auch nichts keine Windel mehr. Auch sie schläft nachts entweder durch oder weckt uns wenn sie zur Toilette muss. Nur ganz selten haben wir einen „Pipi Unfall“ (meistens nur wenn sie abends noch recht viel getrunken haben und der Schlaf zu tief war um es rechtzeitig zu merken. Oft ist der „Pipi Unfall“ dann aber auch erst kurz vor der Toilette – also nicht im Bett). Meine Jüngste Tochter ist aktuell 8 Monate als und ich denke wir gehen das Thema spielerisch trocken werden nächsten Sommer an. Da ist sie dann 20 Monate alt.


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Kaufempfehlungen zum Thema Trocken werden

Dieses Töpfchen haben wir damals gekauft und direkt neben unser eigenes gestellt.

Mein persönliches Top-Produkt! Die Toilettenleiter! Seit wir diesen Toilettenaufsatz haben geht meine Tochter tagsüber komplett selbstständig auf ihre „Kindertoilette“.

Auf Reisen haben wir nun diesen faltbaren Toilettenring dabei. Finde ich 1. hygenischer und 2. ist es viel einfach für das Kind auf fremden Toiletten zu sitzen und nicht „hineinzufallen“.


Zusatz zu Thema Windelfrei / Abhalten

Wenn bei Kindern von Geburt an „Windelfrei“ (Abhalten) praktiziert wird sieht die Sache mit dem Trocken werden etwas anders aus. Diese Kinder haben schon früher ein besseres, genaueres Gefühl bezüglich ihrer Ausschneidungen. Oft ist diesen Kindern auch eine volle Windel extrem unangenehm und sie können deutlich signalisieren, dass sie etwas in die Windel gemacht haben (oder machen werden). Auch die Eltern erlernen ein besseres Gefühl für die Geschäfte ihrer Kinder, weil sie diese von Geburt an beobachten. Meine Bloggerkollegin Tamara praktiziert Windelfrei erzählt in diesem Artikel wie ihrer Tochter bereits mit 16 Monaten ein Töpfchen kaufte.

In diesen sehr informativen Artikel  Artikel vom Blog „bewusste Elternschaft“ dazu lesen. Hier schreibt die Autorin, dass ihrer Meinung nach bereits auch Babys Kontrolle über ihre Blase haben.

Ebenso zum Thema Windelfrei soll das Buch „artgerecht“ sehr gut sein. Einen passender Artikel findet ihr auch auf dem dazugehörigen Blog.

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Im Zuge meiner Mamafragebögen habe ich mittlerweile auch ein Interview veröffentlicht, in dem mir Mamabloggerin Tamara von ihrer Tätigkeit als Windelfrei-Coach berichtet.