Was kann der Papa im Wochenbett tun? Diese Frage stellen sich meiner Meinung nach viel zu wenige werdende Eltern. Ich widme diesen Artikel daher ganz konkret allen werdenden oder frisch gebackenen Vätern und hoffe, dass das Wochenbett somit nicht nur für die Frau eine unvergessliche Zeit wird, sondern auch für den Mann.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Eins vorweg: ein verpasstes Wochenbett kann man nicht nachholen
- 0.2 Was kann der Papa im Wochenbett tun? Hier bekommst du konkrete Tipps!
- 0.3 Tipp 1: Reiche rechtzeitig Urlaub ein – mindestens zwei Wochen
- 0.4 Tipp 2: Beschütze deine neue Familie
- 0.5 Tipp 3: Sorge für euer leibliches Wohl
- 0.6 Tipp 4: Sorge für ein sauberes Zuhause
- 0.7 Tipp 5: Bring dich von Anfang an bei der Babypflege ein
- 0.8 Tipp 6: Hab Verständnis für die Tränen deiner Frau
- 0.9 Tipp 7: Kümmere dich um die Formalitäten
- 0.10 Tipp 8: Es geht nicht darum alles 50/50 aufzuteilen!
- 0.11 Tipp 9 : Bitte keine Panik
- 0.12 Tipp 10: Lass deine Emotionen zu
- 1 Ich wünsche dir eine magische Zeit!
Eins vorweg: ein verpasstes Wochenbett kann man nicht nachholen
Die ersten gemeinsamen Tage sind sehr wertvoll. Für die frisch gebackene Mama, für das Baby und ja, auch für den Vater. Und sie kommen nie wieder. Wenn du als Papa also verpasst genau in dieser Zeit wirklich präsent zu sein wirst du diese Zeit nicht wieder nachholen können.
Auch für deine Partnerin ist es sehr wichtig, dass sie dich in dieser Zeit als präsent und unterstützend wahrnimmt. Nichts verändert das Leben so sehr wie die Geburt eines Kindes. Wenn sich eine Frau an etwas zurück erinnern kann, dann an die Geburt und die erste Zeit danach. Bist du in dieser Zeit für sie da wird das eure Beziehung auf eine Weise stärken, die man nicht in Worte fassen kann.
Wirst du in dieser Zeit (emotional) abwesend sein und sich deine Partnerin alleine gelassen fühlen wird dieses Gefühl vermutlich sehr lange mitschwingen.
Was kann der Papa im Wochenbett tun? Hier bekommst du konkrete Tipps!
Tipp 1: Reiche rechtzeitig Urlaub ein – mindestens zwei Wochen
Sobald die Schwangerschaft deiner Partnerin offiziell verkündet wurde gib bitte deinem Arbeitgeber bescheid. Teile ihm den Entbindungstermin (ET) mit und frage am besten ob du in dieser Zeit flexiblen Urlaub einreichen darfst. Das heißt, dass du ab dem Tag der Geburt mindestens zwei Wochen (besser drei oder gar vier Wochen) Zuhause bleiben kannst.
Sollte ein flexibler Urlaub nicht möglich sein, ist es meiner Meinung nach besser den Urlaub nicht vor dem errechneten Geburtstermin einzureichen, sondern ab dem ET oder etwas danach. Es wäre eher ungünstig wenn du die letzten Tage der Schwangerschaft Urlaub hast und nach der Geburt sofort wieder arbeiten müsstest. Besser du bist ab der Geburt oder kurz danach voll für deine Partnerin da.
Auch wenn du nach der Geburt (noch) keinen Urlaub hast, kannst du sehr viel für deine Partnerin tun. Dazu kommen wir jetzt.
Tipp 2: Beschütze deine neue Familie
Nach der Geburt eines Kindes wollen Familie und Freunde Anteil nehmen. Es ist sehr schön, dass alle die frischgebackenen Eltern und das Neugeborene sehen wollen. Dennoch bedeutet dies für die Mutter und auch für das Kind oft nur eins: Stress. Bleibe mit deiner Partnerin in Kontakt. Frage sie, wie sie sich fühlt und ob sie Besuch haben möchte. Falls Besuch kommt und es ihr (oder dem Baby) zu viel wird, macht ein Codewort und ein spezielles Signal aus, welches deine Partnerin dir senden kann. Dann sorgst du dafür, dass der Besuch bald geht. Deine Partnerin wird dir sehr dankbar für diese Hilfe sein.
Tipp 3: Sorge für euer leibliches Wohl
Eine Geburt ist anstregend. Kurze Nächte ebenfalls. Nach der Geburt erlebt deine Partnerin den vollen Rausch der Hormone. Ihr Körper muss nicht nur die Geburtswunden heilen, den Körper zurückbilden, sondern auch noch Milch produzieren. Was deine Partnerin jetzt braucht ist gutes, gesundes Essen. Vielleicht hat sie schon vor der Geburt etwas vorgekocht. Dann ist es deine Aufgabe dies aufzuwärmen und zu servieren. Andernfalls kannst auch du vor der Geburt etwas vorkochen. Oder besser noch: du kochst frisch. Wenn du nicht kochen kannst, gibt es immer noch den Lieferservice. Oder du weißt, dass deine Mutter, Schwiegermutter oder die Partnerin deines Kumpels gut kocht. Vielleicht würden diese Menschen sogar gerne etwas für euch kochen?
Zum leiblichen „Wohl“ gehört auch Ruhe und Schlaf. Und der sei euch allen vergönnt. Nachts wird deine Partnerin vermutlich viel wach sein und stillen. Hier darfst du dich zurückziehen und Schlaf finden. Tagsüber solltest du deiner Partnerin Pausen oder Schlaf gönnen und ihr das Baby zwischen den Stillmahlzeiten abnehmen.
Frische Luft tut gut. Frage deine Partnerin ob sie eine Runde an die frische Luft möchte. Manchmal benötigt sie einen kleinen Stups.
Tipp 4: Sorge für ein sauberes Zuhause
Viele Frauen haben einen hohen Anspruch an ein sauberes und ordentliches Zuhause. Selbst im Wochenbett wollen sie am liebsten putzen, waschen und einfach nur Ordnung schaffen. Gerade wenn Besuch angekündigt ist. Deine erste Aufgabe ist es deiner Partnerin all diese Aufgaben abzunehmen. Dies gelingt im ersten Schritt dadurch, dass du ihr sagst, dass sie nicht putzen muss! Es haben nun andere Dinge Priorität und für dich muss sie nicht putzen.
Ich sage das übrigens so deutlich weil viele Frauen denken, dass ihre Männer ein sauberes und ordentliches Zuhause „erwarten“ würden. Oft ist das gar nicht so, nur sagen die Männer nie etwas dazu. Im Wochenbett ist die beste Gelegenheit der Partnerin diesen Druck zu nehmen. Und solltest du tatsächlich ein sauberes und ordentliches Zuhause erwarten: nun ist die Gelegenheit selbst zu putzen und dich um die Wäsche zu kümmern! Deine Partnerin wird es dir auf ewig danken. Und auch du lernst vielleicht neu zu schätzen was sie tagtäglich für dich getan hat und später auch sicher wieder tun wird 😉
Tipp 5: Bring dich von Anfang an bei der Babypflege ein
Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Du solltest als frischgebackener Vater von Anfang lernen wie man das Baby wickelt, badet und anzieht. Hab bitte keine Berührungsängste oder denke, dass du etwas falsch machen könntest. Auch Frauen haben diese Ängste, aber nach der Geburt einfach keine andere Wahl. Sie bekommen es im Krankenhaus gezeigt und müssen es dann einfach machen. Lass es dir bitte auch schon im Krankenhaus oder den ersten Tagen Zuhause zeigen.
Nur so kommst DU auch von Anfang an in intensiven Kontakt mit deinem Kind. Lernst es besser kennen. Und kannst deine Partnerin so ebenfalls entlasten. Es ist sogar eine sehr schöne Vater-Kind-Auszeit wenn du das Wickeln, Baden oder Anziehen deines Kindes bewusst und achtsam übernimmst. Trau dich. Wie gesagt, diese Magie der ersten Zeit kommt nie wieder. Wenn du dich nicht von Anfang an einbringst wirst du vielleicht auch später Schwierigkeiten haben gewissen Aufgaben im Bezug auf dein Kind zu übernehmen.
Solltet ihr schon ein Kind haben, ist nun die Zeit in der du ganz viel Exklusivzeit mit deinem älteren Kind verbringen kannst. Diese Zeit, in der Mama plötzlich auch noch für ein anderes Kind da ist, kann sehr aufwühlend sein. Biete deinem Kind nun die Sicherheit, dass du für es da bist und habt eine tolle, stärkende Zeit zusammen.
Tipp 6: Hab Verständnis für die Tränen deiner Frau
Bei der Geburt eines Kindes bringt der Körper eine Frau Höchstleistungen. Viele Frauen haben nach der Geburt sogar eine Art Trauma weil es vielleicht anders verlief als sie sich das erhofften oder Dinge geschahen, die ihre Seele verletzt haben. Viele Frauen erleiden dazu auch noch Geburtsverletzungen (z.B. einen Dammriss, eine Steißbeinprellung oder innere Blutergüsse). Zu all diesen Erlebnissen kommt nach der Geburt die Hormonumstellung. Ihr Körper arbeitet auf Hochtouren um die Gebärmutter zurückzubilden, Geburtswunden zu heilen und sich von „schwanger“ auf „Mama“ umzustellen.
Zu den Nachwehen, erfolgt zwei bis drei Tage nach der Geburt der Milcheinschuss, der für viele Frauen ebenfalls sehr schmerzhaft sein kann. Zu all diesen Schmerzen kommen sehr viele Emotionen. Freude, Angst, Scham sind nur einige davon und alle können sich innerhalb von Minuten abwechseln.
Du als Mann musst auf diese emotionales Chaos gefasst sein und Verständnis aufbringen. Meine Hebamme hat einmal gesagt:“ Im Wochenbett muss es fließen. Das Blut, die Milch und die Tränen“. Mit dem Wochenfluss schwinden auch die Tränen. Hab keine Angst, dass deine Partnerin immer so aufgewühlt sein wird. Alles wird sich wieder einpendeln und wenn du in dieser Zeit eine starke Schulter zum Anlehnen und wärmendes, verständnisvolle Worte für sie hast, wird ihr das viel Kraft geben.
Sollte deine Partnerin überwiegend traurig sein und du das Gefühl haben, dass es mehr als nur ein emotionales Chaos ist, könnte es ein Babyblues oder eine Wochenbettdepression sein. In diesem Fällen suche bitte immer das ehrliche Gespräch mit ihr und bringe auch hier ganz viel Verständnis auf. Es ist dann auch deine Aufgabe zu erkennen ob ein Arzt konsultiert werden solle. Sei aufmerksam.
Tipp 7: Kümmere dich um die Formalitäten
Möglichst innerhalb der ersten Woche nach der Geburt solltest du die Geburtsurkunde für dein Kind beim Standesamt beantragen. Das kannst du entweder persönlich beim Standesamt tun oder aber direkt über das Krankenhaus. Wenn du die Geburtsurkunde hast musst du die Geburt deines Kindes (falls nicht schon automatisch geschehen) beim Einwohnermeldeamt bekannt geben. Bei dieser Gelegenheit kannst du auch gleich einen Kinderreisepass beantragen (natürlich nur wenn ihr sowieso plant im ersten Jahr zu verreisen). Auch Elterngeld muss beantragt werden. Bitte sprich am besten schon vor deiner Geburt mit deiner Partnerin über alle Formalitäten und drucke dir am besten eine Checkliste aus.
Tipp 8: Es geht nicht darum alles 50/50 aufzuteilen!
Vielleicht hast du nun den Anspruch alles 50/50 mit deiner Partnerin aufzuteilen. Egal ob es das nächtliche Aufstehen, das Kochen, der Haushalt oder die Babypflege ist. Das muss aber gar nicht sein. Bleib im Gespräch mit deiner Partnerin und frage was du ihr abnehmen könntest. Vielleicht wird es Tage geben an denen du 100% erledigst, dann 80%, dann 50% usw….
Denk dran: wenn du wieder arbeiten gehst wirst du vermutlich 10-20% aller alltäglichen Aufgaben erledigen und der Rest an deiner Partnerin hängen bleiben. Wenn du in der Zeit des Wochenbetts einen Einblick in all diese Aufgaben erhälst, entwickelst du ein besseres Verständnis. Du wirst vielleicht nachsichtiger wenn abends die Wohnung unordentlich, deine Frau ungeduscht und das Essen noch nicht fertig ist. Nur wenn du im Wochenbett mit in diese Welt eintauchst kann sich euer Familienleben auch danach leichter gestalten.
Tipp 9 : Bitte keine Panik
Ich weiß nicht welche Art von Mann du bist. Aber ich weiß, dass es viele Männer gibt, die bei diesen Tipps vermutlich wohl denken könnten, dass das ja alles wahnsinnig viel ist. Ja, es ist viel. Aber es handelt sich nur um die ersten, so wichtigen Lebenswochen deines Kindes. Es ist die Zeit, die ihr als Paar und Eltern nie mehr vergessen werdet. In dieser Zeit kannst du vielleicht zum ersten Mal in diesem Leben so richtig den Mann stehen. Frauen brauchen starke Männer. Starke Männer, die ihnen den manchmal so schweren Start in Mamaleben erleichtern. Ihn mit ihr gemeinsam durchstehen. Und dein Kind braucht einen Vater. Von der ersten Minute an. Sei präsent. Du wirst diese Zeit immer in Erinnerung behalten.
Tipp 10: Lass deine Emotionen zu
Ich weiß, nach der Geburt dreht sich sehr viel um die Frau und das Baby. Man muss Verständnis aufbringen, mithelfen, die starke Schulter sein und einen kühlen Kopf bewahren. Das ist wichtig, keine Frage. Aber obwohl du ein Mann bist und alle von dir erwarten deinen Mann zu stehen hast du auch Gefühle. Und die Geburt deines Kindes macht aus einem Mann einen Vater. Das kann deine Welt und auch die Gefühle auf den Kopf stellen. Vielleicht wirst du zum ersten Mal in deinem Leben so richtig emotional, fasziniert, freudig und ja, auch ängstlich sein. Das ist normal! Und es ist die wunderbare Gelegenheit deine Emotionen zuzulassen.
Als Vater darf ein Mann auch weich werden. Natürlich darf er das auch so, aber wie oft bist du der Starke und lässt all die anderen Gefühle nicht zu? Nimm die Einladung deines Kindes an und werde weich. Blick in die Augen deines Kindes. Du hast es geschaffen. Es ist ein Teil von dir. Es braucht dich. Deine Liebe. Deine Weichheit. Entdecke dich neu. Und lass es zu.
Ich wünsche dir eine magische Zeit!
Lesetipp für werdende Väter und Mütter*:
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Deine Partnerin wird in den ersten Wochen nach der Geburt nachts viel stillen und dazu Licht benötigen. Damit du deinen Nachtschlaf bekommst, empfehle ich dir eine gute Schlafmaske und Ohrstöpsel:
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