In meinem Fall kann ich auf die Frage im Titel definitiv ein lautes „JA“ rufen! Noch als ich schwanger war, lief mir einmal der Satz:“Food before one is just fun“ über den Weg. Damals verstand ich ihn nicht, heute dafür umso mehr. Aber nun auf Anfang. Ich erzähle euch unsere Beikostgeschichte.
Das Thema Beikost interessierte mich anfangs relativ wenig. Ich hatte genug mit unseren Stillproblemen und den durchzechten Nächten zu kämpfen. Dann aber, ungefähr als meine Tochter 3 Monate alt war, lief mir das Thema Beikost über den Weg. Und zwar auf Instagram. In meiner Abonnentenliste waren eigentlich nur Mütter, deren Babys entweder 2 Monate vor oder nach meiner Tochter zur Welt gekommen waren. Und deswegen sah ich, dass die Ersten schon mit der Beikost starteten. Sah erstmal einfach aus. Oder auch doch nicht. Erstes Diskussionsthema: mit welchem Brei fängt man an? Soll es Obst- oder Gemüsebrei sein? Man entscheidet sich dann für Gemüsebrei, weil man von verschiedenen Leuten gehört hat, dass Gemüse besser sei als Obst. Enthalte schließlich keinen Zucker. Gut, die Wahl fiel dann auf Gemüsebrei. Nun tauchte die nächste Frage auf: welche Gemüsesorte soll es sein? Ganz klassisch mit der guten Karotte beginnen oder sich aufgrund etwaiger Äußerungen anderer bezüglich böser Flecken und Verstopfung doch für eine andere Sorte entscheiden? Ganz schön schwer dieser Beikoststart. Wirft schon so viele Fragen auf bevor man überhaupt das erste Gläschen geöffnet hat.
Womit wir schon beim nächsten Punkt wären. Gläschen oder selber kochen? An diesem Punkt oute ich mich gleich einmal als Rabenmutter. Ich habe tatsächlich kein einziges Mal Brei selbst zubereitet. Irgendwann fiel mir mal ein Testbericht in die Hände, in dem stand, dass die Kontrolle der Babynahrung mit einer der strengsten in Europa ist. Und das die Methode, wie die Nahrung zubereitet wird, so toll ist, dass in den Gläschen manchmal mehr Nährstoffe und Vitamine enthalten sind als wenn man das ganze selbst zubereitet. Da bestünde nämlich die Gefahr, dass man das alles verkocht und am Ende eine Pampe ohne Nährstoffe übrig bleibt. Da ich absolut keine Köchin bin und ich genug andere „Babybaustellen“ am Start hatte, entschied ich mich bewusst gegen das selber kochen und kaufte fleißig Gläschen. Liebe DIY Mamas: Ich möchte euch hiermit meinen größten Respekt aussprechen. Ich habe beobachtet wie viele Stunden ihr in euren Küchen standet und wie viele Portionen Babybrei ihr eingefroren habt. Ihr habt das bestimmt ganz toll gemacht und sicher nicht, wie ich es gemacht hätte, irgendwelche Vitamine verkocht. Seht meine Pro-Gläschen Einstellung deshalb bitte nicht als Angriff gegenüber der DIY Variante. Jeder muss hier, wie in allen Lebenslagen, seinen eigenen Weg finden. Wer gerne kocht, soll kochen. Wer gerne den Lieferdienst anruft, darf Gläschen kaufen, ok?
So nun zurück zum spannenden Thema. Das erste Mal Brei geben. Ich entschied mich für Karotte, natürlich Bio. Mit großer Spannung wartete ich den Tag ab an dem meine Tochter 4 Monate alt wurde. Auf dem Gläschen stand schließlich: „ab dem vierten Monat“. Ich legte ihr ein Lätzchen an und gab ihr, wie empfohlen 3 Löffelchen Karotte. In meinen Augen schien es ihr zu schmecken. Denn die öffnete ihren Mund und behielt sogar einiges drin. Nun wollte ich erst einmal abwarten ob sie davon Verstopfung bekommt und wartete die nächste Kacka Windel ab. Was ich sah freute mich. Es war orange aber nicht fest. Perfekt! Dennoch war ich dann diejenige, die irgendwie noch nicht bereit war. Ich fühlte mich nicht genug informiert, wollte erst noch recherchieren wie man das perfekt macht, diesen Beikoststart. Ich stillte meine Tochter also noch ein paar Wochen voll und las mich durch Foren oder guckte bei den Instamamas, die schon Brei gaben. Und so notierte ich: „Menge langsam steigern. Dann so viel geben wie das Kind möchte. Drei Tage lang eine Sorte probieren, dann wechseln oder mit einer anderen mischen. Ab dem 6. Monat Fleisch geben. Später dann 2x die Woche Fisch anbieten. Ab einem gewissen Zeitpunkt dann den Frühstücksbrei einführen. Danach den Nachmittagsbrei und für alle die, die möchten, dass ihr Kind durchschläft: die Wunderwaffe Abendbrei!“ Um ehrlich zu sein weiß ich schon garnicht mehr ob diese Reihenfolge stimmt, denn ich habe mich nie daran gehalten! Warum? Das erzähle ich euch.
Nachdem ich so richtig mit dem Beikoststart losgelegt hatte und mich an alle Regeln hielt, die ich finden konnte, bekam meine Tochter ganz schlimme Verdauungsprobleme. Erst hatte sie so sehr Verstopfung, dass wir nur knapp einem Darmverschluss entgangen sind (ihr möchtet nicht erleben wie euer Kind vor Schmerzen schreit, sich der After auf die Größe eines 1 Euro Stückes öffnet aber das was dahintersteckt so verhärtet ist, dass es nicht nach draußen kommt)! Als wir das überstanden hatten, folgte eine schlimme Durchfallzeit. Alles in allem hatten wir wirklich monatelang nur Drama was die Verdauung anging. Ich legte ständig Breipausen ein und stillte wieder mehr, nur damit sich ihr kleiner Körper zwischendurch erholen und normal entleeren konnte. Zudem verweigerte sie die meisten Breisorten vehement und die Hälfte landete meistens um uns herum als in ihr drin. Sollte das der Sinn der Beikost sein? Sicher nicht! Also schmiss ich all die Regeln, die ich zur Beikost gelesen hatte, aus meinem Kopf und hörte nur noch auf mein Gefühl.
Wir blieben lange Zeit nur bei einem Brei täglich. Einen Tag gab es Mittagsbrei, den darauffolgenden Tag Obstbrei am Nachmittags. So klappte es auch mit der Verdauung. Als sie dann mit 7 Monaten das erste Mal so langsam Interesse an meinem Essen zeigte, bekam sie das erste Mal ein Stück Baguette in die Hand und war hellauf begeistert! Das waren also diese berüchtigten „Beikostreifezeichen“. Ich hatte mir damals tatsächlich eingebildet, dass mein 4 Monate altes Baby Beikostreifezeichen gezeigt hatte, nur weil sie den Mund öffnete wenn ich ihr einen Löffel hingehalten hatte. Vier (!) Monate später zeigte sie mir dann, wie Beikostreifezeichen wirklich aussehen. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie schon relativ gut auf meinem Schoß sitzen, starrte auf meinen Teller, verfolgte die Gabel in meiner Hand und Griff danach. Ich bemerkte, dass sie „echtes“ Essen weitaus interessanter fand als die Breigläschen. Also tasteten wir uns langsam an eine Mischung aus BLW und Brei heran. Und wir blieben dabei.
Heute ist meine Tochter 11 Monate alt meistens gibt es nur noch abends und morgens Milch. Den Rest des Tages isst sie immernoch eine Mischung aus BLW und Brei. Wir haben aber auch Tage, die zu 80% aus Milchnahrung bestehen. Und wisst ihr was? Es ist mir egal! Wenn ich eins gelernt habe an dieser ganzen Beikostgeschichte ist es die Tatsache, dass man nur auf sein eigenes Gefühl hören sollte. Daher macht es mich traurig wenn ich lese, dass Mütter ein schlechtes Gefühl haben wenn ihr Kind, welches wochenlang so gut seinen Abendbrei gegessen hat, diesen plötzlich nicht mehr mag sondern wieder Milch bevorzugt. Dies sei ein Rückschritt meinen diese Mütter und sind verzweifelt. Das macht mich nachdenklich. Wir wollen doch auch nicht immer das Gleiche essen oder? Unsere Kinder sollen das bekommen worauf sie Lust haben.
Klar, es gibt diese Kinder, die schon mit 4 Monaten alles verschlingen und fröhlich drauf los kacken. Und dann gibt es die Kinder die länger brauchen oder deren Darmtrakt das alles eben nicht so leicht „verdaut“. Haben wir mittlerweile nicht alle gelernt, dass unsere Kinder unterschiedlich sind? Warum muss dann die Breieinführung so nach Plan laufen? Im Allgemeinen bin ich trotzdem der festen Überzeugung, dass ein 4 Monate altes Kind NICHT beikostreif ist! Babys sind beikostreif wenn sie einigermaßen selbstständig sitzen können und echtes Interesse (in Form von „nach dem Essen greifen“ etc.) an Nahrungsmitteln zeigen. Ich verstehe bis heute nicht warum wir uns diesem Stress schon so früh aussetzen. Mein nächstes Kind werde ich mindestens 6 Monate voll stillen. Es sei denn, es gibt mir deutliche Signale, dass es etwas anderes möchte.
Denkt daran: „Food before one is just fun!“ 😉