Nachdem sich monatelang auf den Kindergarten gefreut wurde, stehe ich nun da und muss sagen: „Hilfe, mein Kind will nicht in den Kindergarten!“. Weil uns diese Situation allesamt belastet, habe ich mich auf die Suche begeben und nach Gründen gesucht warum mein Kind nicht in den Kindergarten will und versuche nun Hilfestellungen zu finden, damit meine Tochter (wieder) Freude am Kindergarten hat.

Kindergartenstart mit 4 Jahren

Monatelang haben wir unsere Tochter auf den Eintritt in den Kindergarten vorbereitet. Wir sind Deutsche, leben aber seit einem guten Jahr in der Schweiz. Dort beginnt der Kindergarten, wenn das vierte Lebensjahr vollendet wurde. Meine Tochter besuchte zuvor bereits eine Kita und langweilte sich dort zum Teil schon, weil der Anteil der Babys sehr hoch und sie immer eines der ältesten Kinder war.

Dass nun bald der Eintritt in den Kindergarten ansteht und sie dort dann gleichaltrige und ältere Kinder zum Spielen haben würde, bereitete ihr große Vorfreude. Ganz oft liefen wir zum neuen Kindergarten und schauten uns das Gebäude und den Garten von Außen an. Am Schnuppernachmittag war sie super gut drauf, erkundete die Räumlichkeiten und nahm voller Freude ihr „Countdown Blatt“ mit nach Hause, auf dem sie nun bis zum ersten Kindergartentag täglich einen Marienkäfer ausmalen durfte.

Am ersten Kindergartentag war dann auch alles toll. Die acht Kinder, die an diesem Tag neu starteten wurden von der Kindergärtnerin und den anderen Kindern, die bereits im zweiten Kindergartenjahr waren, ganz lieb begrüßt. Es wurde gesungen, gespielt und alles erkundet. Meine Tochter sang das Begrüßunglied den gesamten restlichen Tag noch Zuhause fröhlich vor sich hin und erzählte ihren Großeltern ganz stolz vom ersten Kindergartentag.

Tränen beim Abschied vor dem Kindergarten

Ich weiß nicht was dann passierte, aber in den folgenden Tagen fiel meiner Tochter der Abschied vor dem Kindergarten immer schwerer. Aus einem Zögern, wurde ein Festklammern und nun, nach zwei Wochen Kindergarten ist daraus noch Weinen und Schreien geworden. In den letzten Tagen musste sie sogar von der Kindergärtnerin hinein getragen werden. Für mich als (schwangere) Mama ist diese Situation sehr schlecht auszuhalten und lässt ich nach den ersten zwei Wochen sogar schon leicht verzweifeln.

Warum will mein Kind nicht in den Kindergarten?

Um mein Kind bei den Startschwierigkeiten im Kindergarten besser begleiten zu können, habe ich mir konkret Gedanken darüber gemacht warum genau sie nicht (mehr) in den Kindergarten möchte. Zum einen ist natürlich alles neu.

Alles ist neu im Kindergarten

Kommt ein Kind in den Kindergarten ist alles neu. Die Räumlichkeiten, die Kindergärtnerin, die anderen Kindern und vielleicht auch die gesamte Morgenroutine. Das kann ein Kleinkind schnell überfordern. Diese Überforderung ist, ohne die Hilfe der Eltern kaum zu meistern. Für die erste Zeit wird daher empfohlen, dass die Eltern vor Ort bleiben und das Kind langsam an die neue Umgebung heranführen.

Dies ist bei uns durch die Corona Maßnahmen leider nicht möglich. Die Eltern durften lediglich am ersten Tag mit in die Räumlichkeiten. Ich muss meine Tochter an der Kindergartentür abgeben. Daher bleibt mir nur übrig ihr anderweitig Sicherheit zu geben.

Andere Gründe warum (m)ein Kind nicht in den Kindergarten will

Manchmal wollen Kinder nicht von Zuhause weg, weil sie befürchten, dass dann etwas Schlimmes passiert. Das Geschwisterkind, welches noch Zuhause bei Mama bleiben darf, könnte mit dem Lieblingsspielzeug spielen oder etwas kaputt machen. Auch könnte man ja etwas verpassen. In meinem Fall wäre das z.B. ein Besuch der Hebamme oder die Geburt der kleinen Schwester. Wenn die Mama schwanger ist, ist das für die Geschwisterkinder immer eine ungewohnte, manchmal auch belastende Situation, weil sie es oft gar nicht so recht verstehen können.

Im Kindergarten herrscht zudem auch immer eine andere Dynamik als Zuhause. Da muss sich ein Kind in eine Gruppe einfügen, seine Rolle finden, sich gegenüber anderen Kindern behaupten, ein Spielzeug verteidigen, sich einigen, einfügen und tun was die Kindergärtnerin sagt, die dann auch noch eine ganz andere Art als die Mama hat. Das kann für ein kleines Kind ganz schön anstregend sein.

Um herauszufinden was genau das Kind belastet sollte man unbedingt versuchen mit seinem Kind ins Gespräch zu gehen.

Wie finde ich heraus warum mein Kind nicht in den Kindergarten will?

Kleine Kinder können oft selbst gar nicht so genau sagen was genau der Grund ist, warum sie nicht (mehr) in den Kindergarten wollen. Daher gilt es für die Eltern, dies spielerisch herauszufinden. Durch eine spielerische Situation, kann man seinem Kind helfen, sich besser auszudrücken. So kann man zum Beispiel ein Kuscheltier zur Hilfe nehmen und das Kind fragen warum es ihm so schwer fällt in den Kindergarten zu gehen. Oder man stellt mit mehreren Kuscheltieren oder Spielfiguren eine mögliche Kindergartensituation nach

Oft ist es leichter für die Kinder jemand anderen (sprich: das Kuscheltier oder die Spielfigur) über das reden zu lassen, was es bedrückt. Am besten man spielt einfach darauf los und schaut welche Situation sich ergibt. Zwischendurch können neugierige Fragen gestellt werden oder ein Kuscheltier fängt plötzlich an zu einen und man frägt das Kind ob es wohl weiß was los ist. Auch können sich Kuscheltiere über eine Situation unterhalten und das Kind steigt dann vielleicht in diese ein. Man sollte sich bei diesem Spiel immer vom Kind leiten lassen und immer da genauer nachfragen, wo das Kind auffällig reagiert.

So bekommt man Hinweise darauf, was das Kind so ängstigt und kann dann tröstend oder ermutigend darauf eingehen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie es weitergehen soll. So findet man oft nicht nur heraus warum das Kind nicht (mehr) gerne in den Kindergarten geht, sondern auch was ihm helfen könnte. Wichtig ist, dass das Kind erlebt, wie man das Problem lösen könnte. Vielleicht kann auch eines der Kuscheltiere die nächsten Tage mit in den Kindergarten und es trösten.

Wie helfe ich meinem Kind lieber in den Kindergarten zu gehen?

Für manche Kinder ist die Ablösung von den Eltern mit großem Stress verbunden. Sie weinen, wenn sich Mama oder Papa verabschieden, klammern sich an sie und fragen in den ersten Wochen ständig, wann der Kinder­garten zu Ende ist. Ein erster, wichtiger Schritt um seinem Kind zu helfen lieber in den Kindergarten zu gehen ist, das Abschied nehmen zu erleichtern.

Den Abschied erleichtern

Vertrauen in die neue Bezugsperson schenken

In neuen, unbekannten Situationen fühlen sich Kinder oft unsicher und suchen nach Halt. Diesen Halt kann man ihnen als Eltern geben. Da man das Kind an die Kindergärtnerin übergibt ist es gut, wenn Eltern ihren Kindern ein gutes Gefühl im Bezug auf die neue Bezugsperson geben. Man sollte dem Kind das Gefühl geben, dass man die Kindergärtnerin gut findet und es bei ihr in sicheren Händen ist.

Kuscheltier, Mutmach-Anhänger, Schutzengel

Zudem kann man den Abschied erleichtern, wenn man seinem Kind einen Gegenstand (z.B. ein Kuscheltier, einen Mutmach Anhänger, Schutzengel etc.) mit in den Kindergarten gibt. So kann das Kind vom Kuscheltier getröstet werden oder durch einen Mutmach-Anhänger Mut finden. Man darf hier kreativ sein.

Ein Herz auf die Hand

Ein schönes Symbol ist auch, wenn man seinem Kind mit einem Stift ein Herz auf den Handrücken malt und dieses beim Abschied mit einem Kuss auflädt. So kann das Kind, wenn es traurig ist auf das Herz blicken und weiß, dass Mama es an denkt.

Tagesablauf besprechen

Manchen Kindern gibt es Sicherheit wenn der Tagesablauf im Vorfeld besprochen wird. So kann man seinem Kind auf dem Weg zum Kindergarten erklären wann und von wem es abgeholt wird, vielleicht auch einen konkreten Treffpunkt vereinbaren (ich stehe direkt vor der Tür, ich stehe unter dem großen Baum) und was anschließen gemacht wird (dann gehen einkaufen, ins Turnen etc.).

Zeit geben

Manche Kinder brauchen vor dem Abschied bewusst Zeit mit dem Elternteil, welches in in den Kindergarten begleitet. In dieser Zeit sollte man auf allen Ebenen für sein Kind präsent sein. Man kann nochmal eine Kuscheleinheit einlegen, es anschauen, ihm zuhören und gedanklich ganz viel Liebe schicken. So ist es manchmal auch gut ein paar Minuten früher am Kindergarten zu sein um sein Kind in dieser Zeit mit dieser Liebe und Sicherheit aufzuladen.

Eine klare Verabschiedung ist wichtig

Manche Eltern denken, dass es gut wäre das Kind ablenken zu lassen und sich davon zu schleichen. Dies bitte nicht machen, denn das wäre ein großer Vertrauensbruch! Eine klare Verabschiedung ist wichtig. Genauso wichtig ist, dass dabei auch die Eltern innerlich klar sind und dem Kind Sicherheit vermitteln. Eltern die sich selbst nicht lösen können und dann traurige, mitleidige Blicke mit dem Kind austauschen, erschweren dem Kind den Abschied. Wenn man seinem Kind vor dem Abschied genug Zeit gegeben hat, darf der Abschied selbst dann klar sein.

Nach dem Kindergarten auf das Kind eingehen

Manche Kinder wollen nach dem Kindergarten alles bis ins Detail erzählen, neu gelernte Lieder vorsingen oder ein Spiel zeigen. Hier sollten Eltern, vor allem in den ersten Wochen, präsent sein und ihren Kindern ein offenes Ohr schenken. Es gibt auch Kinder, die auf die Frage, was es denn heute alles im Kindergarten gemacht hat, allergisch reagieren und einfach nur ihre Ruhe haben möchten. Auch dieses Kindern sollte man diesen Raum geben. Sie genießen es einfach wieder in der Nähe ihrer Eltern zu sein und zur Ruhe kommen zu können.

Neue Freundschaften entstehen lassen

Um seinem Kind den Start in den Kindergarten zu erleichtern ist es sinnvoll, neue Kontakte, die sie im Kindergarten knüpfen, in der Freizeit zu vertiefen. Hat man herausgehört mit welchen Kindern das Kind im Kindergarten gerne spielt, kann man mit den anderen Eltern Playdates organisieren. Hierfür eignet sich am besten ein unverplanter Nachmittag an dem die Kinder im freien Spiel ihre Freundschaft vertiefen können. Mit jedem neu gewonnen Freund, fällt der Abschied am Morgen und die Kindergartenzeit leichter.

Selbst innere Klarheit finden

Ich glaube wir dürfen nicht unterschätzen wie sich unsere Inneres auf unsere Kinder überträgt. Unsere Kinder fühlen uns. Wenn wir mit dem Kindergartenstart Vorbehalte oder Ängste haben, spüren das unsere Kinder, ohne das wir darüber je reden hätten müssen. Auch wenn wir dem Konzept, der Eingewöhnung oder der Kindergärtnerin skeptisch gegenüber stehen, übertragen wir das auf unser Kind. Manchmal passiert es auch, dass unser Kind bei einem Gespräch lauscht, welches wir mit einer anderen Person über den Kindergarten führen und können etwas falsch interpretieren.

Das gilt auch für unsere Reaktion auf unsere Kind. Wenn es uns stark verzweifeln lässt, ins Wanken bringt oder am Ende sogar genervt reagieren lässt, dürfen wir einmal beleuchten warum wir so auf unsere Kind reagieren und welche Ängste oder Glaubenssätze sich dahinter verbergen. Vielleicht hat man Angst seinem Kind ein Kindheitstrauma zu verpassen, eine eigene Blockade aus der Kindheit kommt nach oben oder man schämt sich vor den anderen Eltern oder der Kindergärtnerin.

Wir sollten uns als Eltern also auch immer mit ins Boot holen und uns unsere Vorbehalte, Ängste und Blockaden anschauen. Wenn dich das Thema innere Kind Arbeit als Mama interessiert, habe ich hier eine schöne Artikelreihe dazu:

Das innere Kind – was hat das mit meiner Mutterschaft zu tun?

Innere Kind Arbeit als Mutter

Warum dich dein inneres Kind als Mutter beeinflusst

Dem inneren Kind mit dem Unterbewusstsein näher kommen

Das Kindergartendrama – Durchatmen und präsent sein

Ich für mich habe realisiert, dass es wohl das Beste ist, die Situation einfach zu anzunehmen. Ohne meinem Kind und mir selbst Druck zu machen. Ich möchte meinem Kind gegenüber Verständnis haben und präsent sein, diese Präsenz aber auch für mein Innenleben finden. Ich gebe uns einfach noch Zeit in die neue Situation hineinzuwachsen ohne jetzt schon eine Art eigenes Drama zu kreieren.

Vielleicht konnten dir meine Recherchen und Erkenntnisse etwas helfen auch euren holprigen Kindergartenstart zu meistern.

Alles Liebe,

Miriam

 

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Quelle:

https://www-de.scoyo.com/eltern/ratgeber/elternfragen/kind-will-nicht-mehr-in-den-kindergarten

https://www.fritzundfraenzi.ch/gesellschaft/kindergarten/so-kommt-ihr-kind-im-chindsgi-gut-an?page=all