Ich hatte nie eine genaue Vorstellung von der Geburt. Im Geburtsvorbereitungskurs meinte unsere Hebamme immer: „Es wird sowieso ganz anders kommen als ihr denkt!“ Und sie sollte recht behalten.
Nachdem ich in der 34 SSW abends leichte Blutungen bekam und mich fühlte als würde ich eine Grippe bekommen, rief ich meine Cousine an und ab ging es ins Krankenhaus. Eigentlich war der Abend anders geplant, denn es war der erste Tag meines Urlaubs, den ich vor dem Mutterschutz genommen hatte. Es standen mir also gerade die letzten, entspannten Wochen vor der Geburt bevor und ich freute mich darauf!
Mein Mann ist Soldat und war derzeit noch im Einsatz. Als mein Mann in den Einsatz ging war ich im 7. Monat schwanger. Ich hatte große Angst vor seiner Abwesenheit weil ich befürchtete, dass ich das alles nicht ohne ihn schaffen würde. Ich meine, welche Frau will schon die letzten Monate der Schwangerschaft ohne ihren Mann verbringen? Zudem stand zum Zeitpunkt seiner Abreise noch nicht fest, wann er wieder kommen sollte. Das war wirklich sehr belastend für mich.
Nachdem mich meine Cousine ins Krankenhaus gefahren hatte standen die üblichen Untersuchungen an (CTG, Blutentnahme, Urinabgabe, etc.) und danach folgte die Botschaft, dass Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung bestünde. Dies hieß für mich, dass ich im Krankenhaus bleiben musste und unter Beobachtung stand.
Die nächsten Tage liefen dann so ab, dass zwei mal am Tag Blut genommen wurde, ich 3x täglich in einen Becher pinkeln musste und die Werte der Bauchmaus wurde mittels des CTG`s kontrolliert.
Ei par Tage später wurde der Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung dann bestätigt. So richtig konnte ich das alles gar nicht realisieren, denn bis zur Geburt waren ja eigentlich noch fünf Wochen Zeit. Mein Mann kam dann zum Glück noch rechtzeitig aus seinem Einsatz nach Hause und so „feierten“ wir unser Wiedersehen im Krankenhaus. Ich war zwar sehr froh, dass er wieder da war, aber ich hatte mir unser erstes Treffen natürlich ganz anders vorgestellt. In meiner „Vorstellung“ holte ich ihn vom Flughafen ab und wir genossen die restlichen Wochen vor der Geburt unserer Tochter noch intensiv als Paar.
Nachdem fünf weitere Tage nicht viel passiert war musste dann eingeleitet werden. Ich bekam Panik und meinte zu den Ärzten, dass ich wohl doch lieber einen Kaiserschnitt hätte. Im selben Moment war ich über die Worte, die aus meinem Mund kamen selbst erstaunt. Ich wollte niemals freiwillig einen Kaiserschnitt und war immer für eine natürlich Geburt. Da ich aber vorher schon etwaige Horrorgeschichten von Einleitungen gehört hatte (die meist sowieso in einem Kaiserschnitt endeten, wollte ich mir diese Tortur ersparen. Gott sei Dank wird in Deutschland nicht einfach so spontan ein Wunschkaiserschnitt gemacht, und so fand ich mich im Kreißsaal wieder und bekam die erste Einleitungstablette. Nach einer Stunde sollte ich dann wieder auf‘ mein Zimmer gehen und gegen 17 Uhr wieder kommen . Dann gäbe es die zweite Tablette und falls diese nicht viel bewirkt würde die Dosis alle paar Stunden erhöht werden. Ich bekam wieder Panik und malte mir das Schlimmste aus.
Auf dem Weg zurück ins Zimmer habe ich dann mit meinem Bauch geredet und gesagt:“wir machen das jetzt schnell!“ Ja und was soll ich sagen, eine halbe Stunde später auf den Zimmer platzte meine Fruchtblase, nochmal eine halbe Stunde später lag ich im Kreißsaal und hatte alle 3 Minuten Wehen. Ich lag da, klammerte mich am Bettlaken fest und habe mir die Seele aus dem Leib geschrien (und dabei hatte ich vorher immer gesagt, dass ich niemals schreien würde). Und dann, 5 1/2 Stunden später, war die kleine Maus da und ich fix und alle. Als ich meine Kleine im Arm hielt, konnte ich das alles gar nicht glauben, weil es dann doch so mega schnell ging. Aber alles im allem war es, trotz den Schmerzen, eine Traumgeburt ohne große Komplikationen. Auch die Tatsache, dass meine Maus fünf Wochen vor Termin kam, machte nicht viel aus. Sie wog 2.290 Gramm und hatte keinerlei Startschwierigkeiten.
In der ersten Nacht dann, musste ich sie abgeben, da es doch sehr anstrengend war und weil es so schnell gegangen war. Ich hatte vorher zwar immer gesagt, das sich sie niemals abgeben würde, aber das hatte ich ja auch vom Schreien während der Geburt behauptet. Es kommt eben nicht immer alles wie geplant. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ich pünktlich zu Beginn des Mutterschutzes meine Tochter im Arm halten würde hätte ich vermutlich gelacht. Genauso wie ich heute über die Tatsache lache, dass ich nicht mal eine Kliniktasche gepackt hatte. Es geht eben auch ohne 🙂