Bin ich eine Rabenmutter? Wer legt eigentlich fest ab wann man eine Rabenmutter ist? Und sind Raben wirklich schlechte Mütter? Ganz schön viele Fragen, denen man nur mit einer großen Portion Humor begegnen kann.

Mit Spannung und unter stetigem Grinsen habe ich die bisherigen Beiträge zur Blogparade von Muttis Nähkästchen Outing einer anonymen Rabenmutter“ gelesen und habe ich entschlossen hiermit auch ein kleines Outing abzugeben.

Rabenmutter schon ohne Baby

Ich gestehe, dass ich die Tendenz zu einer Rabenmutter habe, habe ich schon geahnt bevor ich ein eigenes Baby bekam. Haben Leute in meinem Bekannten- oder Freundeskreis Kinder bekommen konnte ich mit dem Baby eigentlich nie etwas anfangen. Im Gegenteil, meistens fand ich die Neugeborenen hässlich und wollte sie nicht auf den Arm nehmen weil ich Angst hatte, sie könnten sich auf mir erbrechen. Nett ist das ja wirklich nicht, aber da ich damals noch keine Kinder hatte, habe ich ja eine Entschuldigung.

Ich fand mein Kind nicht schön

Im Kreißsaal ließ ich es mir gut gehen indem ich eigene PDA gelegt bekommen hatte und fünf Stunden Witze gerissen habe anstatt unter Schmerzen zu leiden. Nach zwei kurzen „Aua´s“ kam meine Tochter dann zur Welt und ,wie sollte es auch anders sein, fand sie im ersten Moment nicht wunderschön #rabenmutterdeluxe ! Bin ich deshalb eine Rabenmutter? Ups, ich glaube dieser Punkt ist für viele vermutlich wirklich unverständlich!

Mein Wochenbett war die Hölle

Oh oh, mein Wochenbett war keine schöne Zeit. Und auch wenn ich hier mit einer großen Portion Ironie schreibe, mir ging es ehrlich nicht gut! Ich fühlte mich tatsächlich wie eine Rabenmutter weil die Muttergefühle lange auf sich warten ließen und ich mit dem vielen Schreien und dem unterirdischen Schlafentzug einfach nicht klar kam (hierzu habe ich übrigens einmal ausführlich in diesem Artikel berichtet).  Glückliche Grüße aus dem Wochenbett gab es bei mir nicht. Aber bin ich eine Rabenmutter weil es mir schwer fiel, mich unter all diesen Bedingungen, super happy ins Momlife zu starten und ich oft einfach nur schlafen wollte?

Spielen langweilt mich oft

Ja, ich gebe es zu: ich finde das Spielen mit meiner Tochter oft langweilig. Nicht, weil ich mich nicht für sie interessiere sondern weil ich nach dem 20. Mal Steine sammeln oft einfach nichts mehr Spannendes am Stein finden kann. Bin ich eine Rabenmutter weil ich mich freue wenn meine Tochter sich ein paar Minuten alleine beschäftigt und ich neben ihr in Ruhe meinen Kaffee trinken kann?

Tagesmutter für meine Tochter – #metime für mich

Als meine Tochter 10 Monate alt war und ich einer Freundin erschöpft erzählte, dass sie nachts immernoch bis zu 10 Mal wach wird und ich langsam auf dem Zahnfleisch gehe, empfahl sie mir mich an das Bürgermeisteramt zu wenden. In Frankreich werden Kinder schon ab 2 Monaten fremdbetreut und auch Müttern, die nicht arbeiten, stehen ein paar Stunden die Woche zu. Was für eine Nachricht! Ich marschierte zum Bürgermeister und erfuhr, dass mir 1 Vormittag die Woche bei einer Tagesmutter zusteht. Dieses Angebot konnte ich nicht ablehnen, denn durch unsere Auswanderung habe ich keine Familie in der Nähe, die mir in Sachen Baby helfen kann. Mit der Tagesmutter waren wir beide super happy und ich bin seitdem ehrlich ein neuer Mensch!

Ich arbeite wieder – und das sogar gerne

Mit der Tagesmutter hatten wir eine super Betreuungsmöglichkeit gefunden und ich konnte mich ein paar Wochen rehabilitierten. Dann bekam ich schon einen Anruf meines alten Arbeitgebers mit dem Angebot 10-15 Stunden die Woche für ihn zu arbeiten. So stockte ich die Stunden bei der Tagesmutter auf und fing wieder an zu arbeiten. Ich war gerne Vollzeitmutter, aber noch lieber bin ich Teilzeitmutter (und das natürlich nur weil ich während der Arbeit in Ruhe meinen Kaffee trinken kann und währenddessen auch mal 5 Minuten in den Bildschirm starre und einfach mal nichts tue. Aber psssssst!). Bin ich also eine Rabenmutter weil ich gerne arbeite?

Ich bin (leider) oft genervt

Meine Tochter bekam kurz nach ihrer Geburt den liebevollen Spitznamen Wutruth. Andere hätten sie als typisches Schreikind bezeichnet – ich verdanke ihr meine Nerven aus Stahl. Oft erlebe ich, dass ich einen ihrer Wutanfälle lächeln und ruhig begleite und andere Eltern mich erschrocken anstarren weil sie denken meine Tochter hätte sich eine Platzwunde geholt. Ich kann diese dann beruhigen indem ich sage: „geht gleich wieder vorbei“. Ich kenne meine Tochter und sie hat einen Achterbahn-Charakter. Ich bin ihre sichere Schiene auf der sie auf- und abfahren kann – genervt bin ich nach dem 20. Wutanfall aber (leider) trotzdem oft. Bin ich eine Rabenmutter weil ich nicht immer super gelaunt bin?

Sind Raben wirklich schlechte Mütter?

Jetzt kommen die besten Nachrichten! Raben sind garkeine schlechten Mütter und die Bezeichnung Rabenmutter sollte eigentlich eine Auszeichnung sein! Raben kümmern sich nämlich sehr gut um ihren Nachwuchs und betreiben intensive Brutpflege! Rabenküken kommen ohne Federkleid zur Welt und sind daher nackte, sehr empfindliche und pflegebedürftige kleine Vögel. Sie brauchen die Wärme und Fürsorge ihre Eltern viel mehr als andere Vogelarten (Hühnerküken kommen zum Beispiel gleich mit ihrem gelben Flaum zur Welt und können schon kurz nach dem Schlüpfen durch die Gegend rennen). Raben sind also hervorragende Eltern und noch besser: findet sich ein Rabenpärchen bilden sie einen Bund fürs Leben und ziehen sogar ihre Kinder gleichberechtigt groß! Davon könnte sich so manches Menschenpaar tatsächlich eine Scheibe abschneiden!

Ich bin gerne eine Rabenmutter

Seitdem ich weiß, dass Raben hervorragende Eltern sind bin ich gerne eine Rabenmutter. Denn auch wenn die Anfangszeit mit meiner Tochter nicht leicht war und ich auch heute ab und zu genervt oder gelangweilt bin, bin immer für meine Tochter da! Ich lasse sie keine Minute weinen, ich sammle mit ihr auch 276 Steine und lächle (obwohl ich schon den 12. Stein nicht mehr spannend finde) und ich sage ihr jeden Tag wie sehr ich sie liebe. Auch Raben müssen mal losfliegen und Futter für ihre Kinder suchen oder Material für das Vogelnest suchen. Deshalb lassen sie ihre Kinder aber nicht im Stich. Genauso wenig sind sie weniger Fürsorglich nur weil sie ihr Kind einmal mit dem Schnabel picken wenn dieses so aufgedreht war und fast aus dem Nest gefallen wäre (und damit meine ich jetzt nicht, dass Eltern ihre Kinder schlagen dürfen! Nein! Ich meine damit, dass Eltern eben auch mal genervt sein dürfen).

Raben sind die neuen Pinguine für mich 🙂

Bin ich eine Rabenmutter?

Ja – gerne sogar!

Noch ein Tipp zum Schluss. Legt nicht jedes Wort oder jede Tat auf die Goldwaage. Weder von anderen noch von euch selbst 😉

 

 


Na – habe ich eure Vorstellung über Rabenmütter geändert? Wie seht ihr das Ganze? Ihr könnt mir gerne eine Email schreiben und ich veröffentliche euren Text 🙂

howimetmymomlife@gmail.com