Heute möchte ich eine besondere Reihe ins Leben rufen. Es geht um das Stillen. Und wie unterschiedlich es für uns alle laufen kann. Und da ich alleine ja nur meine Geschichte wiedergeben kann, möchte ich noch weitere Mamas ins Boot holen. Dabei war es mir wichtig, dass es Mamas sind, die ganz unterschiedliche Erfahrungen in Bezug auf das Stillen gemacht haben. Denn ich möchte keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen was das PRO oder ANTI Stillen angeht. Ich befinde mich zwar ganz klar auf der PRO Seite aber ich weiß, dass alleine der Druck unter den man sich setzt oft dazu führen kann, dass man vorschnell aufgibt oder es eben nicht klappt wie man es sich vorgestellt hat. Genauso möchte ich auch Frauen eine Plattform geben, die sich schon vor der Geburt ihres Kindes gegen das Stillen entschieden haben. Ich bin für Toleranz unter Müttern und hoffe mit meiner kleinen Stillreihe dies auch bei meinen Lesern zu bewirken. Ich bin sehr glücklich darüber ganz besondere Mädels gefunden zu haben und danke Ihnen jetzt schon dafür, dass sie ihre Geschichte mit uns teilen!
Meine Stillgeschichte
Schon in der Schwangerschaft stand für mich fest, dass ich stillen möchte. Um ehrlich zu sein bestand die Option nicht zu stillen garnicht. Meine Mutter hatte uns gestillt, meine Schwiegermutter ihre Söhne ebenfalls. Bei beiden hatte es problemlos geklappt und so erwartete ich dies auch in meinem Fall. Außerdem wusste ich, dass Muttermilch das Beste für die Kleinen ist und wer will seinem Kind nicht das Beste bieten? Zusätzlich hatte ich auch gehört, dass vom Stillen gut die Pfunde purzeln sollen. Ich konnte quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und war hoch motiviert.
Um mich perfekt auf meine zukünftige Stillbeziehung vorzubereiten hatte ich mir das Stillbuch von Hannah Lothrop gekauft und fing im letzten Drittel meiner Schwangerschaft an darin zu lesen. Obwohl das Buch den Frauen helfen sollte löste es bei mir das Gegenteil aus. Die vielen geschilderten Probleme machten mir Angst. Plötzlich war ich mir unsicher ob ich das eigentlich alles möchte. Entzündete Brustwarzen, Milchstau, Mastitis, Soor und was es noch so alles gab. Fünf verschiedene Positionen, in denen man das Kind am besten im Wechsel anlegen sollte? Hilfe! Ich hatte mir das alles einfacher vorgestellt!
Dennoch ließ ich mich nicht von dem Wunsch abbringen es wenigstens zu versuchen. Als meine Tochter geboren wurde und ich sie das erste Mal anlegen sollte kam schon der erste frustrierende Punkt auf mich zu. Sie zappelte und schlug mit ihren kleinen Ärmchen so wild um sich, dass das Anlegen einfach nicht funktionierte. Als mir eine Hebamme zur Hilfe eilte und die Ärmchen meiner Tochter festhielt, schnappte sie dann zwar wie eine kleine Schnappschildkröte nach meiner Brust und saugte auch ein oder zwei Mal daran, ließ sie dann aber wieder los und brüllte. So ging das die ersten zwei Tage. Meistens kamen 2 Hebammen, eine hielt meine Tochter in der richtigen Position, die andere drückte meine Brust wie ein „Sandwich“ zusammen und stopfte sie ihr in den Mund. Da sie aber maximal zwei Mal daran saugte und dann wieder losließ waren sogar die Hebammen frustriert. Eine von beiden kam daraufhin mit Stillhütchen zurück und meinte, dass es damit wohl besser funktionieren würde. Und tatsächlich, die Stillhütchen konnte meine Tochter gut greifen und blieb immerhin 20-30 Minuten an der Brust. Alleine anlegen konnte ich sie aufgrund ihres Gezappels aber immernoch nicht. Das frustrierte dann wiederum mich. Ich wollte meine Tochter ohne Hilfe stillen können.Eines Nachts versuchte ich es dann alleine. Und zwar im Liegen. So hatte ich eine Hand frei um ihre Händchen zu halten und sie lag gesichert im Bett. Das Stillen im Liegen funktionierte so gut für uns beide, dass wir diese Position beibehielten. Die Hebammen im Krankenhaus schienen darüber auch glücklich zu sein, denn niemand teilte mir mit, dass sowohl das Benutzung des Stillhütchens oder das alleinige Stillen im Liegen ziemliche Einschränkungen mit sich bringen würde.
(Nachtrag: der Milcheinschuss)
In den darauffolgenden Tagen geriet ich immer wieder an meine Grenzen. Tagsüber war mein Freund zum Glück viel bei mir und nahm mir unsere Tochter ab (die viel schrie und nicht ohne Körperkontakt zur Ruhe kam). Ich hatte schlimme Nachwehen und am dritten Tag nach der Geburt wohl den schlimmsten Milcheinschuss der Geschichte. Schon im Laufe des Tages merkte ich, dass meine Brüste immer größer wurden und bei schnelleren Bewegungen oder Berührungen anfingen schmerzen. Am späten Nachmittag dann war der Druck und die damit verbundenen Schmerzen unerträglich. Eine Hebamme kam mit einer Hebammenschülerin und half mir meine Brüste zu entleeren. Dies lief so ab, dass ich mich Oberkörperfrei vor ein Waschbecken bückte, die Hebamme ein Glas warmes Wasser an meine Brust drückte und anfing auszustreichen. Das tat mir so weh, dass ich anfing zu weinen. Leider half auch das Ausstreichen der Brüste nicht viel und ich erinnere mich an den Satz der Hebamme zu ihrer Schülerin:“In manchen Fällen ist der Milcheinschuss so heftig, dass selbst ein Ausstreichen im Minutentakt nichts hilft. Dies kommt vor allem bei Frauen mit kleinen Brüsten vor. Merke dir dieses Beispiel gut, denn sowas wirst du nicht oft sehen und viele Hebammen wissen nicht wie sie damit umzugehen haben.“. Ich war also ein Ausnahmefall und das Musterbeispiel eines überdimensionalen Milcheinschusses für die Hebammenschülerin. Und weil das Ausstreichen über dem Waschbecken tatsächlich nichts half und die Schmerzen immer schlimmer wurden kam es zum traurigen Höhepunkt meines Krankenhausaufenthaltes. Ich stand nackt in der Dusche, die Hebammenschülerin hielt den Duschkopf mit heißem Wasser über meine Brüste und die Hebamme strich meine Brüste aus. Dabei sagte sie immer wieder zu ihrer Schülerin, dass es unglaublich sei wie viel Milch ich denn hätte und das sie sowas selbst noch nie gesehen hat. Ich stand da, weinte, nein – schluchzte, fühlte mich erniedrigt und wollte einfach nur das es aufhört. Ich wollte nicht mehr stillen, ich wollte nicht mehr im Krankenhaus sein und ja, ich wollte auch kein schreiendes Baby mehr. Ich war am Ende meiner Kräfte und brauchte noch Stunden um mich wieder zu beruhigen. Linderung verschafften mir das übrigens zwei Abstilltabletten. Diese bewirkten gerade so, dass der Schmerz erträglicher wurde. Milch hatte ich monatelange noch mehr als genug.
Zuhause angekommen erwartete ich dann den Besuch einer Stillberaterin, die ich im Vorfeld schon gebeten hatte zu kommen (ich wollte mich ja perfekt vorbereiten!). Zu diesem Zeitpunkt stillte ich meine Tochter schon eine Woche ausschließlich im Liegen und mit Hilfe der Stillhütchen. Als die Stillberaterin mir dann die verschiedenen Anlegepositionen zeigen wollte wurde es sehr unangenehm. Ich saß Oberkörperfrei auf meiner Couch, die Stillberaterin legte mir meine Tochter in den Arm, packte mit der einen Hand ihren Nacken und mit der anderen meine Brust und stopfte sie ihr in den Mund. Meine Tochter fing an wie am Spieß zu brüllen und verweigerte die Brust daraufhin komplett. Nachdem ich sie beruhigt hatte sollte eine andere Position ausprobiert werden. In der „Football-Stellung“ wiederholte sich das Schrei-Szenario ebenfalls. Genauso wie in den anderen beiden die sie mir zeigen wollte. Die ganzen Anlegeversuche dauerten circa eine halbe Stunde. Danach bluteten meine Brustwarzen und meine Tochter hatte sich so ein Rage geschrien, dass ich einfach nur noch wollte, dass die Stillberaterin meine Wohnung verlässt. Nachdem dies geschehen war zog ich mich mit meiner Tochter ins Bett zurück, holte mein Stillhütchen und legte sie an. Sie beruhigte sich sofort und schlief kurz darauf an meiner Brust ein.
In den darauffolgenden Tagen probierte ich die gezeigten Positionen immer wieder alleine aus. Leider aber ohne Erfolg. Dazu kam, dass ich durch das viele Schreien und die schlaflosen Nächte total erschöpft war und irgendwie nicht die Kraft fand konsequent dran zu bleiben. Das Stillen im Liegen klappt für uns so gut weil wir da beide irgendwie zur Ruhe kommen konnten. Also blieb ich dabei. Ich akzeptierte, dass ein Stillen in der Öffentlichkeit so für mich nicht möglich war. Fand dies am Anfang aber nicht sonderlich schlimm, da ich mich diesbezüglich sowieso genierte und Angst vor den Blicken anderer hatte (bevor ich schwanger wurde hatte mir mal eine Bekannte nämlich einmal erzählt, dass sie es eklig fände und sich belästigt fühlen würde wenn eine Frau in ihrer Nähe stille. Das hatte sich damals in mein Hirn gebrannt. Wie dumm!)
Was mich aber schon bald nervte waren die Stillhütchen. Das ständige Abwaschen und Sterilisieren nahm viel Zeit in Anspruch. Zusätzlich verlor ich sie andauernd. Denn beim nächtlichen Stillen (und das taten wir oft) flogen sie dann ständig mit dem Zewa, welches ich unterlegte, in den Müll (falls hier eine Stillhütchen-Herstellerfirma mitließt: wie wäre es mit leuchtenden Stillhütchen? 😛 ). Die ersten 4 Monate verließ ich das Haus maximal für 1,5 Stunden. Denn spätestens alle 2 Stunden musste die Maus angelegt werden. Danach fing ich an meine Milch abzupumpen und auf längeren Ausflügen die Flasche zu geben. Das dies unsere Stillbeziehung zusätzlich erschweren würde war mir damals nicht klar, denn für mich war es eine Erleichterung auch mal länger unterwegs sein zu können. Von der Flasche versprach ich mir bald auch noch anderweitig Hilfe. Meine Tochter trank immer kürzer an der Brust (maximal 10 Minuten), nahm schlecht zu und schlief auch nach Monaten nie länger als 2 Stunden am Stück. Ich war mit den Nerven am Ende und hört ständig, dass Flaschenkinder dicker seien, größere Abstände zwischen den Mahlzeiten hätten und besser schliefen. Also fütterte ich eines Abends (nach 5 Horrornächten mit maximal 30 Minuten Schlaf am Stück) mit Pulvermilch zu. Besser schlief sie davon nicht und nur 2 Tage später bekam sie einen bösen Hautausschlag. Also schmiss ich die Pulvermilch weg und stillte bzw. pumpte fröhlich weiter. Das Pumpen im Sinne des Zufütterns ließ ich dann aber auch bald sein, denn ich merkte, dass meine Tochter auch aus der Flasche einfach nicht sehr viel trank. Dennoch bevorzugte sie bald eindeutig die Flasche. Als die 6 Monate alt war klappte das Stillen nur noch nachts gut. Tagsüber war sie zu abgelenkt, trank nur noch 2 Minuten und stieß meine Brust weg. Bot ich ich daraufhin die Flasche an trank sie brav eine kleine Portion. Daraus resultierte dann eines Tages ein böser Milchstau, der leider garnicht so leicht behoben werden konnte, da ja bekanntlich das beste Mittel gegen den Milchstau das Anlegen des Kindes ist. Da dies tagsüber aber so gut wie garnicht klappte fand ich mich dann in Hundestellung kniend über meiner Tochter wieder. Denn so trank sie immerhin ein bisschen. Diese absurde Stillposition und die Schmerzen des Milchstau`s sorgten dafür, dass ich immer weniger stillen wollte. Zumindest tagsüber. Nachts genoss ich unsere Stillbeziehung nach wie vor.
Mit 8 Monaten trank meine Tochter dann auch nachts immer schlechter. Und als ich dann eine dicke Erkältung bekam und ohne Medikamente nicht durch den Tag zu kommen schien kam alles ganz schnell. Ich gab tagsüber die Flasche und wollte abends nach dem Einschlafstillen eine Packung Aspirin Complex nehmen. Da ich wusste, dass ich die Stunden danach besser nicht stillen sollte ließ ich einen 12 Stunden Abstand und stillte sie dann erst wieder am nächsten Morgen. Am nächsten Abend nahm ich nochmal eine Packung, vergaß aber am Morgen darauf zu stillen und gab die Flasche. Als ich realisierte, dass ich 24 Stunden nicht gestillt hatte und beide Brüste trotzdem sehr weich waren ergriff ich die Chance und stillte ab. Natürlich nicht von jetzt auf gleich. Ich behielt den 24 Stunden Abstand noch circa eine Woche bei und nahm mir vor, diese Zeit als bewusstes „Abschiedsstillen“ zu genießen. Meine Maus und ich hatten somit eine Woche um uns nach und nach vom Stillen zu verabschieden. Mir fiel dies sichtlich schwerer als ihr, aber das ist ja eigentlich gut. Nach dem allerletzten Anlegen hatte ich kein einziges Mal das Gefühl, dass sie irgendetwas vermisst. Denn meine Nähe hat sie durch unser Familienbett sowieso und da sie nach wie vor ein kleines Klammeräffchen ist und ich sie tagsüber zu 80% trage bekommt sie so auch ohne das Stillen sehr viel Körperkontakt.
Auch jetzt, drei Monate später, bereue ich meine Entscheidung mit 8 Monaten abgestillt zu haben nicht. Ich genieße es wieder auf dem Bauch schlafen zu können und meinen Körper komplett für mich zu haben. Meine Tochter hat seitdem kein einziges Mal mehr die Andeutung gemacht an meine Brust zu wollen. Daher denke ich, dass wir den für uns richtigen Zeitpunkt gewählt haben.
Zum Abschluss möchte ich aber noch etwas Wichtiges loswerden! Seitdem wir abgestillt haben schläft meine Tochter weder durch – noch hat sie super zugenommen! Diese beiden Dinge wurden mir ständig eingeredet (zu wenig Milch in der Brust bla bla bla…alles Quatsch!). Lasst euch bitte nicht verwirren!! Wenn ihr gerne stillt und euer Kind stetig zunimmt, dann braucht ihr nicht zufüttern oder abzustillen nur in der Hoffnung, dass es bald durchschlafen wird! Ich für meinen Teil bin stolz 8 Monate durchgehalten zu haben obwohl es wirklich nicht immer leicht war. Und ich kann jeder anderen Mama nur raten: hört nicht auf andere sondern nur auf euer eigenes Gefühl! Beim zweiten Kind werde ich mich sicher nicht mehr so von anderen verwirren lassen und hoffentlich mindestens wieder 8 Monate stillen. Ich möchte mich auch nicht mehr einschränken, daher werde ich mein zweites Kind hoffentlich immer und überall stillen ohne dabei an die eventuell negativen Blicken denken zu müssen. Denn dieses Gefühl, wenn die Milch einschießt und dein Baby sich beim trinken entspannt, die Patschehändchen nach dir greifen und ihr diesen innigen Moment gemeinsam erlebt…dieses Gefühl ist einzigartig schön!
Hier gibt es die anderen Beiträge meiner einwöchigen Stillreihe:
Nicole & Sebastian (nach 4 Wochen abgestillt!)
Ihr wollt noch mehr Stillgeschichten lesen?
Dann schaut unbedingt bei Trendshock vorbei! Laura veröffentlicht jeden Sonntag eine neue Stillgeschichte!
Deine Stillgeschichte erinnert mich stark an meine Eigene. ❤