Die liebe Miriam hat mich gefragt, ob ich noch einmal einen kleinen Gastbeitrag für ihren Blog schreiben möchte. Da es ja immer ganz interessant ist, gewisse Sachen Revue passieren zu lassen, habe ich bei diesem Thema zugeschlagen und verfasse nun gern diesen Bericht zu meinen Erfahrungen in dem ersten Lebensjahr meiner Tochter Noemi.
Miriam hat diese Reihe ja ins Leben gerufen, um u.a. zu zeigen, wie unterschiedlich doch das erste Jahr von uns Mamis wahrgenommen und empfunden wird. Ich muss dazu sagen, dass ich zu 90% ein typisches, sehr entspanntes Anfängerbaby habe, deswegen fällt meine Meinung höchstwahrscheinlich deutlich anders aus als bei vielen anderen. Wer weiß, wie dieser Artikel bei einem „Schreibaby“ aussehen würde 😉
Also ihr Lieben, die nachstehenden Aussagen sind selbstverständlich auf mein erstes Jahr als Mama bezogen und dementsprechend nicht auf andere übertragbar. Viel Spaß beim Lesen und berichtet doch mal, wie es euch ergangen ist und was ihr dazu gelernt habt.
1. Die Zeit vergeht zu schnell
Wo ist bitte das erste Lebensjahr meiner Tochter geblieben? Ich bin nun seit genau einem Jahr in Elternzeit und verbringe meist 24 Stunden mit meiner Tochter und trotzdem kann ich euch nicht sagen, wo das erste Jahr geblieben ist. Die Tage verfliegen regelrecht. Babytreffs, Krabbelgruppen, Spaziergänge und das normale Alltagsprogramm sind zwar tolle Beschäftigungen mit Baby, rauben mir aber die Sekunden zum Genießen, in denen ich meine Tochter einfach nur beobachten und ihr beim Großwerden zusehen möchte.
Stoppt doch bitte die Zeit für mich, ich brauche noch mehr Zeit zum Aufsaugen dieser besonderen Momente!!!
2. Es gibt keinen Rhythmus!
Noemi hatte sehr schnell, schon mit einer Woche, einen guten Tag-Nacht-Rhythmus und uns gezeigt, dass sie trotz Säuglingsalter durchschlafen kann. Aber genauso hat sie uns auch gezeigt, dass sie mal gerne jede Stunde an die Brust oder dank Blähungen schreiend herum getragen werden möchte. Bei uns gibt es selbst bis heute –ein Jahr nach der Geburt – bis auf abends ihre Zubettgehzeit keinen festen Rhythmus. Natürlich haben wir einen geregelten Tagesablauf, aber Noemis Schläfchen am Tage sind seit eh und je so unterschiedlich – zu verschiedenen Uhrzeiten und auch die Länge vaiiert von 20 Minuten bis 2,5 Stunden (wobei sie aktuell eher eine Stunde dauern, als sie noch kleiner war, war der Regelfall leider nur 30 Minuten maximal…)
3. Du siehst durch die Schwangerschaft und Geburt, wer deine wahren Freunde sind
Schon in der Schwangerschaft kristallisierte sich heraus, wer meine wahren Freunde sind. Nach und nach wurde der Kontakt zu vielen immer weniger und das Interesse an mir und meiner Schwangerschaft nahm nach und nach ab. Viele kamen noch zu meiner Hochzeit (die war in der 25. SSW) und gratulierten noch überschwänglich zur Geburt, einige fragen auch heute noch nett nach, wie es uns geht, aber leider ist von unserer damaligen Freundschaft nicht mehr viel übrig. Bei zwei Freundinnen bin ich bis heute sehr enttäuscht, bei den anderen wurde mir bewusst, dass es wohl generell eher oberflächlich war. Tja, dafür kamen durch die Schwangerschaft und natürlich Geburt so viele neue liebe Mädels (und süße Babies) mit hinzu, dass ich die alten Freundschafen kaum noch vermisse, da mir die Augen geöffnet wurden. Ich brauche keine oberflächlichen Kontakte, die mir nicht gut tun und die mich nicht so nehmen, wie ich bin. Denn Noemi gehört jetzt zu meinem Leben mit dazu, uns gibt es (fast) nur im Doppelpack, auch wenn ich noch die gleiche Sarah geblieben bin.
4. Mamasein verbindet, genauso wie Instagram.
Dies greift noch einmal Punkt drei intensiver auf: Durch Noemi habe ich so viele andere liebe Mamis kennen und lieben gelernt, die mein Leben mittlerweile so bereichern, dass ich sie nie wieder missen möchte. Natürlich sind durch die ganzen Kurse und Treffs auch viele oberflächliche Bekanntschaften entstanden, die gut tun, aber zwei echt intensive Freundschaften (eine sogar dank Instagram, liebe Jasmin :*). Klar gibt es auch diese Vergleiche unter Mamas, die immer wieder in der Kritik stehen, aber ich habe fast nur Positives von dem Austausch unter Mamas zu berichten. Sie verstehen es, wenn du mal kurz aufstehen und den Wagen schieben musst, wenn du nur mit einem Ohr zuhören kannst, weil du nebenbei dein Kind bespaßen musst.
5. Aus einem Tragebaby kann ein „normales“ Baby werden
In der Zeit vom 3. -7. Monat war Noemi ein absolutes Tragebaby und schlief tagsüber, wenn wir zu Hause waren, ausschließlich in der Trage, unterwegs im Kinderwagen oder MaxiCosi. Die Zeit war echt nicht ohne, da sie sich partout nicht ablegen ließ und ich sie außer nachts, da schlief sie wie ein Engel in ihrem Beistellbett, ansonsten ständig vor der Brust hatte. Diese Zeit war für mich zauberhaft, denn ich konnte sie ständig vor und ganz nah bei mir tragen, aber ich wünschte mir so sehr ein Baby, dass ich eines Tages ablegen kann… Ich habe es einfach immer wieder versucht und irgendwann schlief sie von einem auf den anderen Tag in ihrem eigenen Bett, in ihrem eigenen Zimmer und dort schläft sie bis heute auch nachts und es ist als wäre sie nie ein Tragebaby gewesen. Sie liebt die Trage aber auch heute noch sehr.
6. Es ist alles nur eine Phase
Mal schläft sie durch, mal wird sie alle zwei Stunden wach. Mal schläft sie bis fünf Uhr morgens, mal bis neun Uhr. Mal sind es 20 Minuten zum Mittagsschlaf, mal 2,5 Stunden. Mal ist sie tiefenentspannt und man merkt gar nicht, dass sie dabei ist, im nächsten Moment fordert sie meine Nähe so intensiv, dass ich zu nichts anderem mehr komme. Manchmal beschäftigt sie sich so gut alleine und „liest“ in ihren Büchern, spielt im Bällebad usw. und am nächsten Tag hängt sie mir am Rockzipfel und weicht nicht von meiner Seite.
Bei Noemi ist nichts vorhersehbar und jeder Tag bringt neue Überraschungen mit sich.
7. Jedes Kind ist anders
Jedes Baby hat seine unterschiedlichen Marotten und Gewohnheiten. Am Stärksten sehe ich das natürlich auf Instagram. Jedes Kind ist anders in seiner motorischen und sprachlichen Entwicklung und ich bin wirklich froh darüber, dass es so ist. Sonst wäre es doch langweilig oder? Noemi ist zum Beispiel eher sprachlich früh mit vielem dran, dafür motorisch mit Krabbeln erst später als die meisten ihrer Kumpels gestartet. Anstatt zu vergleichen sollten die Eltern stolz auf das sein, was ihre Kinder bereits können und sich freuen, was noch kommt, wenn sie andere Kinder sehen, die z.B. etwas früher können als ihr eigenes Kind.
8. Ein Pucksack kann Nächte retten
Hach, wir hatten zwei so schöne Schlafsäcke in der kleinsten Größe in der Schwangerschaft gekauft. Einer lag schön drapiert dekorativ in ihrem Bettchen, doch nach der Geburt kam er nie wirklich zum Einsatz. Schon nach einigen Tagen stellte sich heraus, dass Noemi sehr unruhig schläft und mit ihren Armen wild um sich schlug. Die Hebamme gab uns leihweise einen Pucksack und siehe da, plötzlich schlief Noemi selig in ihrem Beistellbettchen und genoss diese Enge. Erst mit fünf oder sechs Monaten wechselten wir stolz zum Schlafsack, in dem sie heute auch noch friedlich schlummert…
9. Der Dschungel ist das beste Spielzeug ever
Ich habe ihn schon bei meiner Schwester und auf Instagram gesehen und fand ihn furchtbar: den Rainforest von Fisher Price. Ich habe immer groß betont, dass ich mir ihn und generell so buntes Spielzeug niemals holen werde. Kurzum: Ich hatte ihn doch und er war das beste Spielzeug bis zum neunten Monat. Holte ich den Dschungel hervor war das Kind glücklich und jauchzte. Ich hatte mindestens 15 Minuten Zeit für mich
10. Als Mama bist du immer busy
Ja, ich habe Elternzeit und könnte theoretisch 24 Stunden zu Hause rumlungern. Nur leider bin ich viel zu gern unterwegs und habe ständig etwas vor. Ich bin also im Elternzeitstress und frage mich, wie das erst wird, wenn ich im Oktober wieder arbeiten gehe. Puh, ganz schön anstrengend so ein Mamajob, aber im positiven Sinne. Ich habe so viele tolle Mamadates, Krabbelgruppentreffs, Spaziergänge und einfach nur Dates auf dem Spielplatz. Langweilig ist mir nie und ich gehöre auch nicht zu der Sorte Mama, der die Decke auf den Kopf fällt. Im Gegenteil, manchmal wünsche ich mir einfach mehr Zeit mit Noemi (siehe Punkt 1) und gemütliche Qualitytime zum Gammeln zu Hause. Memo an mich selbst: Mehr Zeit für Noemi-Sarah-Zeit zu Hause freischaufeln!!!
11. Das Leben ändert sich, aber ich bin trotzdem noch die Alte
So viele Mamis erzählen immer, dass sie keine Zeit mehr zum Duschen und sich „zurechtmachen“ haben. Ich habe mir immer geschworen, dass ich nicht zu diesen Mamas gehören möchte und das soll jetzt nicht abwertend gemeint sein, da ich wie gesagt ein relativ entspanntes Baby habe, was mir an den meisten Tagen auch die Zeit gibt, zu duschen, Sport zu treiben usw. Natürlich hat sich so einiges in meinem Leben geändert und ich bin nicht mehr für mich alleine verantwortlich. Dennoch muss ich sagen, dass mein Alltag zwar anders ist, ich aber immer noch dieselbe Sarah wie vor der Geburt bin und auch mein Leben ähnlich ist wie vorher. Mein Mann und ich machen noch genauso viele Ausflüge wie vorher (Unsere Familien und Freunde wohnen alle quer in Deutschland verteilt und wir sind an den Wochenenden immer unterwegs oder haben Besuch), gehen genauso oft essen und treiben unseren Sport und probieren neue Dinge aus. Natürlich nicht mehr so ungezwungen und unkompliziert wie früher, es bedarf Planung, gerade weil unsere Familien nicht hier wohnen. Mir ist es jedoch wichtig, dass ich „ich selbst“ bleibe und nicht nur die Mama von Noemi, sondern Sarah, Ehefrau und Partnerin. Ich bin noch genauso kindisch, humorvoll, tollpatschig und sportverrückt wie vor der Geburt und hoffe es auch immer zu bleiben.
12. Eine Handtasche wird völlig überbewertet
Seit der Geburt kann ich an zwei Händen abzählen, wie oft ich eine Handtasche dabei hatte. Das war nur zur Datenight oder wenn ich mit meinen Mädels mal unterwegs bin abends, was nicht oft vorkommt. Ich habe eine Wickeltasche und da ist einfach ALLES drin. Verschiedene Lippenstifte, meinen Bürste, Handcreme, Spiegel, Taschentücher.. Eben alles, was sonst in einer normalen Handtasche vorzufinden ist. Natürlich sind da auch noch Windeln, Wechselkleidung, Feuchttücher usw. drin. 😉
Ich bin aber langsam an einem Punkt, an dem ich meine Handtaschen gerne wieder ausführen möchte und mir noch überlegen muss, wie ich diesen Schritt langsam einführen kann.
13. Höre immer auf deine Intuition
Ich habe gelernt, dass jedes Fachbuch und jeder gut gemeinte Ratschlag zwar nett gemeint, aber auf die meisten Kinder nicht übertragbar sind. Da wären wir wieder bei Punkt 7 (Jedes Kind ist anders). Was bei dem einen Baby funktioniert geht bei dem anderen völlig nach hinten los. Jede Mama spürt, was für ihr Kind am besten ist und sollte auch nur darauf vertrauen. So mache ich es und fühle mich sehr gut dabei, denn ich behaupte einfach mal, dass man als Mama (meist) die richtige Entscheidung trifft.
14. Je entspannter die Eltern, desto entspannter das Baby
Wir waren von Anfang an sehr entspannt in allen Bereichen, zumindest haben wir es versucht. Ich habe mir vorab kaum Gedanken gemacht, wenn wir irgendeinen Ausflug gemacht haben, eine längere Autofahrt auf uns wartete usw. Ich glaube wirklich fest daran, dass die Babies spüren, wenn die Eltern unsicher sind. Deswegen mache ich mir tatsächlich einfach keinen Kopf und bisher sind wir damit super gefahren. Ihr müsst wissen, dass ich normalerweise ein totaler Kopfmensch bin und mir ständig um alles und jeden Gedanken mache und mir den Kopf zerbreche. Seit der Geburt bin ich generell viel entspannter und auch geduldiger geworden. Also Mädels, entspannt euch und zerbrecht euch nicht den Kopf, vieles läuft von ganz alleine.
Insgesamt ist mir rückblickend auf mein erstes Jahr als Mama aufgefallen, dass man in seine neue Aufgabe nach und nach hineinwächst und die neuen Herausforderungen gemeistert bekommt. Als Mama ist man automatisch immer für sein Kind da und möchte, dass es ihm gut geht. Mamasein ist toll, aber ich möchte definitiv auch noch Sarah bleiben und für immer sein – mich also nicht vergessen!
Weitere Artikel aus der Reihe „was ich im ersten Jahr als Mama gelernt habe:
- Antonia von FrauTandaradei
- Das erste Jahr als Mama auf Mallorca
- Das erste Jahr mit Baby in Berlin
- Saskia von kleine Deichpiraten
- Ich rechtfertige mich nicht mehr