Heute erzählt uns Antonia vom Blog Fräulein Tandaradei was sie im ersten Jahr als Mutter gelernt hat. Ihr findet sie auch auf Facebook und Instagram.

 

1. Unendliche Liebe, die nicht zu vergleichen ist
Nichts, wirklich nichts ist mit der Liebe zu einem eigenen Kind, das in und aus deinem Körper gewachsen ist, zu vergleichen. Weder die Liebe zu meinem Mann, noch zu meinen Hunden, Nichten oder anderen engen Personen. Die Liebe zu meiner Tochter ist nicht in Worte zu fassen.

 

2. Hormone bestimmen alles. Dann kommen die Gefühle
Vor allem in der ersten Zeit. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sich der Verstand so von hormonellen Einflüssen überlagern lassen kann. Die Hormone lösen unglaubliche Gefühle aus: Da ist von Angst bis purer Freude alles dabei. Und das verändert. Diese Gefühle sind intensiv und mitunter überwältigend. Sie kommen in Wellen, überspülen und reißen dich mit.

 

3. Viele Wege führen nach Rom. Das ist gut so.
Vor meiner Schwangerschaft habe ich teilweise Wunschkaiserschnitte oder den Entschluss nicht zu stillen absolut verurteilt. Während dem ersten Babyjahr habe ich viele Mamas begleiten dürfen (wir alle haben unsere Babys um den Februar herum geboren) und gesehen: Es gibt so viele Wege einem Kind seine Liebe zu zeigen. Und vor allem gibt es viele Wege Mama zu sein. Das ist gut und mitunter richtig. Auch wenn ich es (emotional) nicht nachvollziehen kann, so habe ich gelernt toleranter zu sein. Eine Freundin hat ihr Baby früh aus dem Schlafzimmer ausquartiert – unsere Tochter schläft mit 14 Monaten bei uns. Und ich weiß: Wir beide lieben unsere Kinder abgöttisch und tun alles, damit sich alle (!) wohl fühlen. Ich kann sie zwar nicht verstehen, aber das muss ich auch nicht! Ihr geht es mit mir bestimmt auch so. Jedoch kann ich es akzeptieren.

 

4. Kinder sind authentisch und brauchen uns
Sie sind wie sie sind. Sie verstellen sich nicht, tun nichts um einen „zu ärgern“ oder mit böser Absicht. Sie drücken (in diesem Alter) nicht auf die Tränendrüse. Sie haben ernste Bedürfnisse (noch keine Wünsche). Was sie brauchen ist ernst und wirklich. Und sie sind witzig. Sie sind lebensfroh. Vor allem sind sie neugierig und saugen alles um sich herum mit ihren Sinnen auf. Sie haben Kummer. Sie erfahren Leid oder Schmerzen. Sie wissen in manchen Situationen nicht wohin mit sich. Dann brauchen sie uns – nein, sie brauchen uns in allen Lebenslagen. Ich hätte nie gedacht, dass ich „Es ist doch gar nichts passiert!/Es ist nicht schlimm!“ aus meinem Wortschatz streichen würde. Doch das habe ich und ich glaube meine Tochter fühlt sich sehr ernst- und einfach wahrgenommen.

 

5. Ich entdecke eine neue Dimension von Weiblichkeit
Ich habe mich bisher nie so wohl in meinem Körper gefühlt wie jetzt. Ich habe einem kleinen Menschen zur Welt gebracht und bin unglaublich stolz auf diese Leistung. Es war eine wunderschöne Geburt, bei der ich mit mir und dem Geschehen im Reinen war. (Wer genaueres wissen mag, kann auf meinem Blog den Bericht dazu lesen) Ich stille seit 14 Monaten. Ich bin an meiner Rolle als Mama gewachsen und habe, wie noch nie in meinem Leben, das Bedürfnis mich um mich zu kümmern. Ich schminke mich jeden Tag (sogar wieder ab) und trage eine Abendcreme auf. Was für andere selbstverständlich ist, musste ich erst für mich lernen. Ich achte mehr auf mich, weil ich mehr das Gefühl habe „etwas wert zu sein“. Auch als Ausgleich für die völlige Hingabe für meine Tochter. Anfangs habe ich beispielsweise keine Auszeit gebraucht. Mittlerweile möchte ich auch mal Zeit für mich (bspw. zum Bloggen, ein Frisörbesuch wird nie entspannend für mich sein). Ich habe mich noch nie so fraulich gefühlt. Ich habe –für mich – meine Definition von Weiblichkeit erweitert. Ich denke, dass das unglaublich viel mit meiner Prägung zu tun hat: Mir wurde völlige Selbstaufgabe von Müttern als gut und richtig vorgelebt. Ich sah aber auch, wie meine Mama dabei unterging. So gern ich mich auch für mein Kind zeitweise aufgebe, möchte ich mich (mittlerweile) nicht mehr vergessen. Attachment Parenting hat mich nicht nur auf die Bedürfnisse meiner Tochter achten, sondern auch meine erkennen lassen. Diese unterscheiden sich von anderen Mamas – und auch das ist gut und richtig, denn so wie sich unsere Kinder unterscheiden, unterscheiden auch wir uns.

 

6. Ich bin noch nie so bestimmt und bewusst gewesen
Ich weiß was ich für meine Tochter will und was auf keinen Fall. Und ich setze es durch: Ich ziehe klare Grenzen. Egal bei wem. Ich bin stark geworden, handele aus Überzeugung und lasse mich nicht beirren. Weder, als die Kinderärztin meinte, ich müsse Stillpausen einhalten, noch, als ich mein Kind mit Brei vollstopfen sollte. (Ja, so wurde es uns vermittelt.). Ich bin die Expertin für mein Baby – und mein sicher gebundenes, neugieriges Kind gibt mir Recht. Aber: ich drücke niemanden meine Meinung auf, auch wenn ich sie mit Überzeugung vertrete! Das versuche ich zu mindest, auch wenn es mir sicher nicht immer gelingt. (Oder manche Menschen Gesagtes anders aufnehmen, als es meine Absicht war.)

 

7. Mütter sind schwierige Menschen
Davon schließe ich mich nicht aus. (Vor allem wegen dem vorherigen Punkt!) Jeder beobachtet jeden, wertet für sich und vergleicht. Dass das nichts bringt, wissen die meisten. Es abschalten können die wenigsten. Ich arbeite daran. Manchmal erwische ich mich „Oh Gott, wie kann sie nur…!“ und dann ermahne ich mich: Ich weiß nicht wie die letzten Tage und Nächte bei ihr waren. Ich kann es nicht beurteilen. Auch Anschluss zu finden ist schwer. Für mich jedenfalls. Oberflächlich mag es klappen, aber richtig tiefe Verbindungen, Freundschaften, das konnte ich noch nicht wirklich finden. Frauen sind ja generell eine Sache für sich – aber Mütter noch mal ´ne ganz andere Ordnung! (und ich dachte schon unter Hundebesitzern wäre das schwer!)

 

8. Nicht immer kann man sein Kind beruhigen
Wenn ich früher – mit vielleicht 15 – in der Bahn dachte „Boah beruhige doch mal dein Kind!“, schäme ich mich jetzt für diese Gedanken. Ich weiß jetzt: Manchmal hilft nichts, als da zu sein und es gemeinsam auszuhalten. Denn manchmal müssen die Kleinen einfach weinen und schreien. Und das dürfen sie auch, uns geht es ja manchmal auch so.

 


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