Wie du lernst Grenzen zu setzen. Meine Gedanken zu einem Zitat.


 

„Ich habe für bestimmte Dinge nicht mehr die Geduld.

Nicht, weil ich arrogant geworden bin, sondern einfach, weil ich einen Punkt in meinem Leben erreicht habe, wo ich keine Zeit mehr vergeuden möchte mit Dingen, die mir missfallen oder weh tun.

Ich habe keine Geduld mehr für Zynismus, übertriebene Kritik und Forderungen jeglicher Art. Ich unternehme keine Anstrengungen mehr, denjenigen zu gefallen, die mich nicht mögen, die zu lieben, die mich ablehnen und jenen zuzulächeln, die mich niemals anlächeln.

Ich verschwende keine einzige Minute mit Menschen, die lügen oder mich manipulieren wollen. Auch akzeptiere ich keine Heuchelei, Unehrlichkeit und billiges Lob. Selektive Gelehrsamkeit und akademische Arroganz toleriere ich nicht mehr.

Ich hasse Konflikte und Vergleiche. Unsere Welt besteht aus Gegensätzen und darum meide ich starre und unflexible Menschen. Bei Freundschaften ist mir Loyalität wichtig. Mit Verrat kann ich nicht umgehen.

Ich komme nicht mit Menschen klar, die keine Komplimente machen können und keine ermutigenden Worte finden. Übertreibungen langweilen mich. Ferner habe ich Schwierigkeiten mit Menschen, die keine Tiere mögen. Und darüberhinaus habe ich keine Geduld mit jemanden, der meine Geduld nicht verdient hat.“

José Micard Teixeira

Dieses Zitat wurde unter anderem durch Meryl Streep bekannt. Stammen tut es aber  José Micard Teixeira, einem portugiesischen Autoren. Egal wer es verfasst oder verbreitet hat, es ist ein Zitat das perfekt zu meinem Leben passt und das ich mir immer wieder in Erinnerung rufen muss, wenn ich in alte Muster falle.

Welche Muster? Ich erzähle sie euch.

Ich bin ein friedliebender, ja fast schon Harmonie-süchtiger Mensch. Ich versuche zu jedem Menschen freundlich zu sein, ihm mit einem Lächeln zu begegnen und auch wenn ich weiß, dass ich mit diesem einen Menschen niemals befreundet sein werde, möchte ich ihn mit Respekt behandeln. Das ist für mich irgendwie selbstverständlich. Ich bin kein Übermensch, um Himmels Willen. Ich fluche, rege mich schnell auf und laufe auch mal mit griesgrämiger Miene durch die Gegend. Aber generell im Leben ist es mir wichtig freundlich zu sein. Ob zu der Verkäuferin im Kinderladen, zum Postboten oder zu den Menschen, die mir auf der Straße begegnen. Ich lächle grundsätzlich immer wenn sich meine Blicke mit denen von anderen kreuzen. Einfach, weil ich es schön finde. Wenn mir Menschen etwas erzählen versuche ich aktiv zuzuhören und Gegenfragen zu stellen. Ich möchte meinem Gegenüber vermitteln, dass ich gerne zuhöre. Wenn ich eine Nachricht bekomme, versuche ich immer möglichst sofort zu antworten. Einfach, um dieser Person zu zeigen, dass ich ihre Nachricht ernst nehme. Oft komme ich deswegen schon in eine Art Stress, denn grundsätzlich ist es natürlich nicht wichtig sofort zu antworten. Dennoch ist es mein eigener Anspruch an mich selbst.

Nicht alle Menschen sind empathisch

Und dieser Anspruch wird mir oft zum Verhängnis. Denn nicht alle Menschen sind wie ich. Es gibt Menschen, die vielleicht nicht unbedingt „böse“ sind, die aber einfach anders ticken und sich nicht in die Gefühlslage von Menschen versetzen können, die sensibel sind. Ja, sensibel. Das ist ein gutes Wort. Sensibel, empathisch und harmoniebedürftig. Gepaart mit einem Hang zur Perfektionismus und einem Selbstbewusstsein, das noch wachsen muss. Und so ist es mir im Leben schon unzählige Male passiert, dass ich auf Menschen gestoßen bin, über dich ich mich geärgert habe. Das diesen Menschen mein Ärger aber völlig egal ist, weil sie ihn vermutlich nicht einmal bemerkt haben, ist aber das eigentlich Tragische. Nicht für sie, sondern für mich.

Ich habe nie gelernt Grenzen zu setzen

Ich erzähle euch ein paar Beispiele. Als ich mich mit einer Person über deren Urlaubspläne unterhalten habe, habe ich während meiner Erzählung gemerkt, dass mein Gesprächspartner ins Handy geschaut hat und nicht mehr anwesend zu sein schien. Als ich mitten im Satz aufgehört habe zu sprechen, wurde selbst das nicht zur Kenntnis genommen. Ich habe mich wahnsinnig geärgert. Die Person, die mit ihrem Handy beschäftigt war, kann sich vermutlich nicht einmal mehr an diese Situation erinnern.

Eines Tages stand ich mit einer Bekannten in einem Unterwäscheladen. Sie nahm einen BH in der kleinsten Größe, bekam einen Lachanfall, schaue mich an und meinte:“Ist das deine Größe?“, ich lehnte dies ab, schämte mich und bekam einen hochroten Kopf. Geärgert hat mich diese Situation noch Wochen. Die Bekannte fand es vielleicht einfach nur lustig und hat garnicht gemerkt wie sehr sie mich damit verletzt hat.

Mein letztes Beispiel handelt von einer Frau, die ich nicht unbedingt leiden konnte. Sie mich offensichtlich auch nicht. Und anstatt sie einfach links liegen zu lassen, habe mich besonders angestrengt und war sehr freundlich. Sie aber nahm diese Freundlichkeit nicht zur Kenntnis und stellte mich immer wieder vor den Augen einer größeren Gruppe blöd dar (natürlich alles in Witzen verpackt, wer kennt solch eine Situation nicht). In all diesen Momentan hätte ich meinen Mund aufmachen und die Menschen, die mir auf verschiedene Art und Weise keinen Respekt entgegengebracht haben, in ihre Schranken weisen müssen. Ich habe es aber nicht getan. Ich schwieg, zog mich in mein Schneckenhaus zurück und ärgerte mich. Über die Menschen und über mich selbst.

Und dann muss ich wieder an die Worte von José Micard Teixeira denken. Und an folgendes Zitat:

„Niemand kann dir, ohne deine Zustimmung, das Gefühl geben, minderwertig zu sein.“

Eleanor Roosevelt

Ich will bleiben wie ich bin

Ich möchte mich nicht verändern. Denn ich finde meine Charaktereigenschaft, immer freundlich sein zu wollen, nicht verkehrt. Aber eins muss ich grundlegend ändern. Ich darf Menschen nicht das Recht geben mich schlecht zu behandeln. Auch wenn denen das vielleicht oft gar nicht bewusst ist. Mein Freund meinte einmal zu mir:„Menschen behandeln dich immer nur so schlecht wie du es zulässt!“, und damit hat er recht.

Wenn man Menschen nicht in ihre Schranken weist, wenn man immer nur lieb und nett ist, dann fangen sie an dich schlecht zu behandeln. Ich werde wohl nie mit der Sorte Mensch befreundet sein können, die egoistisch durchs Leben trampelt. Aber das muss ich auch nicht. Und ich muss nicht jedem Menschen gefallen, oder es allen recht machen. Das ist vielleicht genau das, was ich hier durch meinen Blog lernen muss. Ich kann hier keine Beiträge veröffentlichen die jedermann gut findet. Es wird Kritik geben. Vielleicht auch zu meiner Person. Denn wer viel von sich preisgibt macht sich verwundbar. Aber ich habe mittlerweile verstanden:

„Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen“

Ich gehe meine Weg. Ich werde niemals jemandem absichtlich weh tun. Aber ich werde die Menschen in ihre Schranken weisen, die mich nicht respektieren. Und das solltest du auch tun!


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